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Börsen-Zeitung: V wie Victory

Archivmeldung vom 20.03.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Ticker-Symbol "V" steht für Victory, nicht für Vertrauenskrise. Visa hat beim größten Börsengang der US-Geschichte die Rekordsumme von 18 Mrd. Dollar eingesammelt. Visa wagt den Start in New York inmitten stürmischer Zeiten auf den Aktienmärkten in der Finanzkrise.

Bei 15facher Überzeichnung lag der Ausgabepreis der Kreditkarten-Aktie mit 44 Dollar über der Spanne von 37 bis 42 und der erste Kurs bei fast 60 Dollar. Das ist Balsam auf die Wunden der Marktakteure. Ein Fanal für eine Welle von Börsengängen ist dieses Initial Public Offering (IPO) nicht.

Große Tanker kommen auch bei stürmischer See gut durch. Wenn sie als "Schnäppchen" daherkommen, erst recht. Liquidität in der Aktie und ein Volumen, das jeden Marktteilnehmer zwingt, sich den Wert anzuschauen, sind die Erfolgsfaktoren. Das als risikoarm geltende Geschäftsmodell, der Druck der Banken als Visa-Gesellschafter und die vollen Taschen der Investoren auch außerhalb der USA sorgen für gewaltigen Appetit. Geld ist da: 60% der Summe, die die US-Notenbank zur Risikoabschirmung von Bear Stearns zusagte, sackt Visa problemlos ein. Deren Geschäft floriert auch dann, wenn Banken Geld horten - Visa übernimmt keine Schuldner-Risiken. Vor allem: Visa kommt mit einem Discount von 20% zu Mastercard, die seit dem IPO vor zwei Jahren 440% zugelegt hat. Für die globalen Banken, die nahezu 200 Mrd. Dollar Abschreibungen verkraften mussten und auf die noch viel zukommt, ist das IPO ein Tropfen auf den heißen Stein. Da Visa über 10 Mrd. Dollar für den Rückkauf eigener Aktien von den 13000 Mitgliedsbanken nutzen will, erhalten diese immerhin eine willkommene Geldspritze.

Gebühreneinnahmen aus Börsengängen gehen Banken dieses Jahr ansonsten durch die Lappen. Schwergewichte sind nicht in Sicht. Für den deutschen Markt waren Banker frohgemut, in 20 IPOs mehr als 20 Mrd. Euro einsammeln zu können. Doch große Kandidaten haben sich kleinlaut zurückgezogen. Für Evonik wird ein Ankerinvestor abseits der Börse gesucht, die HSH Nordbank sucht die erforderlichen frischen Mittel über "Wandeleinlagen" statt am Markt, das Talanx-IPO steht in den Sternen, und Berlin setzt die Deutsche Bahn nicht auf die Schiene. Zwar ist die Pipeline voll mit kleineren Kandidaten, die reif für die Börse sind. Doch ist die hochvolatile Börse nicht reif für diese Kandidaten.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Walther Becker)

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