Südwest Presse zur Bundeswehr
Archivmeldung vom 16.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Ära geht zu Ende. Wenn am 3. Januar die letzten Wehrpflichtigen in die Kasernen einrücken, wird auch das letzte Kapitel der Wehrpflicht in Deutschland aufgeschlagen. 55 Jahre hat sie die Bundeswehr geprägt, Mitte 2011 hat sie ausgedient, eine Wiederbelebung wird es nicht geben.
Schon mit der Wiedervereinigung war klar, dass die neuen Einsätze auch eine neue Struktur notwendig machen, deshalb ist es höchste Zeit, diese in die Tat umzusetzen. Dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bereits vorzeitig zum 1. März darauf verzichtet, junge Männer zum Dienst an der Waffe zu verpflichten, hat neben der Wehrgerechtigkeit auch praktische Gründe: Der Minister muss sparen. Schon heute ist klar, dass er sein mittelfristiges Sparziel von 8,3 Milliarden Euro nicht wird einhalten können. Eine Strukturreform der Bundeswehr ist teuer. Sie macht nur dann Sinn, wenn sie an den künftigen Einsatzszenarien und der dafür benötigten Ausstattung entlang geplant wird und nicht am Sparplan. Eine Zeit- und Berufsarmee, die um die besten Köpfe mit dem freien Arbeitsmarkt konkurriert, muss etwas anzubieten haben, wenn sie nicht personell ausbluten oder zum Auffangbecken für schwierige Fälle verkommen will. Mindestens so entscheidend für den künftigen Erfolg der Bundeswehr wird es sein, ob es gelingt, das Bild des Bundeswehrsoldaten weiter positiv in der Gesellschaft zu verankern. Das könnte noch schwieriger werden als die finanzielle Herausforderung. Das alles zeigt: Mit dem gestrigen Kabinettsbeschluss ist nur der erste Schritt hin zu einer Neuausrichtung der Truppe getan. Die Durststrecke kommt noch.
Quelle: Südwest Presse