Hype um Suizid von Robert Enke
Archivmeldung vom 21.11.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Medien stellen einmal mehr die Realität auf den Kopf. Selbst die keineswegs zu den unbesonnen Markt schreierischen Titeln zählende FTD Financial Times Deutschland dokumentiert in Ihrer Ausgabe vom 13. November, wie irreal dieses Geschehen sowohl wahrgenommen, als auch publizistisch abgearbeitet wird.
25.7 x 29 cm inkl. Foto titelt sie “Achtet aufeinander – wie die Bundesliga darüber spricht Depressionen früher zu erkennen und den Opfern besser helfen zu können, den Sportpsychologen allein helfen nicht weiter“, während 5.4 x 12.2 cm ausreichen müssen, um darzulegen, dass “Erwerbstätige an seelischen Krankheiten leiden“, da lt. einer Studie der Bertelsmann Stiftung zwischen 38 und 52 % der Menschen psychische Beschwerden haben und dies bereits den Charakter einer Volkskrankheit einnimmt.
Vom Basisanspruch her berufene Kreise – Kirchen, Volkvertreter,
Wohlfahrtsorganisationen, etc. – schweigen in einem geradezu
eigentümlich vereinenden Wegsehen und nehmen einmal mehr Verluste
pragmatischen Bevölkerungsbezuges in Kauf.
Bei allem gebotenen Respekt vor Robert Enke und seinen Angehörigen:
seine Erkrankung bestand seit frühester Jugend und ihr konnte trotz
hochprofessioneller Kompetenzen in der eigenen Familie nicht
wirkungsvoll begegnet werden, wie auch finanzielle Ressourcen für eine
Heilung seinerseits wohl keine Mangelrolle spielten.
Wenn jetzt die Millionen trächtigen Jungs der Bundesligen und ihre
Vertretungen nach Hilfen unterschiedlichster Ausprägungen rufen, ist
das ein Schlag ins Gesicht derer, welche wirklich Ausweg los betroffen
sind.
Existenzverluste nach Arbeitslosigkeit oder in Folge von
Wirtschaftskriminalität bzw. Justizversagen sind weit schlimmere
Lebenslagen als die Auswahlhärte in sportlichen Eliteligen (im
Wirtschaftsleben ohnehin Alltag!) und Lösungsansätze sind dort mangels
verlorener Reputationen sowie finanzieller Möglichkeiten Lichtjahre
entfernt.
Wenn das Land nach dem Suizid Robert Enkes innehält und sich neu
orientiert, dann bitte wenigstens mit dem jetzigen zeitlichen Abstand
in die richtige Richtung der wirklich Leid tragenden und diese
Verzweiflungstat eines Idols war nicht gänzlich umsonst.
Die Medien “treiben ohnehin schon längst wieder eine neue Sau durch’s Dorf“!
Quelle: Erich Neumann freier Journalist / DPV