Neue Westfälische: Gipfeltreffen in London
Archivmeldung vom 02.04.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGleich,welche Ergebnisse er bringen mag, der Londoner Gipfel ist der Gipfel des Versagens. Aufzuarbeiten ist nicht weniger als der Kollaps einer Kapitalordnung. Kontrollverlust und Casino-Mentalität sind zu ersetzen durch Regulierung und Aufsicht - nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil falsch verstandener Liberalismus das globale Finanz- und Währungssystem vor die Wand gefahren hat.
Es muss sein. Von London erwarten die Menschen diesmal echte Antworten. Konnten die Staats- und Regierungschefs früher sicher sein, es allenfalls mit dem Unmut vergleichsweise weniger zu tun zu haben, treffen sie nunmehr auf die geballte Wut vieler. Weltweit. Die gelangweilte Gleichgültigkeit, mit der man noch vor Jahren die alljährlichen Schaulaufen der Politprominenz verfolgte, ist einer nervösen Anspannung gewichen. Statt fatalistisch zuzusehen, wie Tony, George W. und Gerhard in Prosecco-Laune Sprechblasen in den Himmel einer europäischen Metropole steigen lassen, will das Publikum wissen, wie Angela, Barack und Gordon die Krise zu bewältigen gedenken. Dass schon im Vorfeld etwa die deutsche Kanzlerin vor Protektionismus warnt, und barmt, das wäre das falscheste Signal, das von London ausgehen könnte, muss misstrauisch machen. Demnach ist zu erwarten, dass genau das passieren wird. Nach dem altbekannten Muster: Die in der Gruppe der 20 organisierten Industriestaaten, die über 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft verfügen, schotten sich ab und betreiben munter Schadensbegrenzung. Derweil dürfen die Schwellen- und Entwicklungsländer ins Chaos trudeln. Der Reformentwurf für eine neue Weltwirtschaftsordnung muss aber gründen auf dem fairen Ausgleich der Interessen aller und darf nicht die Zwei-Klassen-Gesellschaft zementieren. Gelingt das nicht, wird London zum fatalsten Gipfel aller Zeiten. Zum Gipfel der Versager.
Quelle: Neue Westfälische