Rheinische Post: Schlag für SPD
Archivmeldung vom 01.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSie wussten, was sie tun. Jedem Mitglied des SPD-Vorstands muss klar gewesen sein, dass eine Nominierung der Parteilinken Andrea Nahles zur Generalsekretärin gegen den ausdrücklichen Wunsch des Parteivorsitzenden einem Misstrauensvotum gegen Franz Müntefering gleichkommt. Aus diesem Tiefschlag hat der SPD-Chef die logische Konsequenz gezogen und seinen Rücktritt angekündigt.
Sein Rückzug wirft ein Schlaglicht auf die schwache Personalreserve
der SPD. Mit den Minister-Kandidaten hat Müntefering noch ein
respektables letztes Aufgebot mobilisiert, doch nun zeigen sich
Auflösungserscheinungen. Sieben Jahre Kanzler-Disziplin scheinen
vielen Sozialdemokraten zu reichen.
Der Eklat um Müntefering ist nicht nur ein Schlag für die SPD,
sondern auch ein schwerer Rückschlag für die große Koalition. Mit
seinem gescheiterten Generalsekretärs-Kandidaten Wasserhövel wollte
der SPD-Chef vor allem die Koalitionsregierung stabilisieren und
störende Extratouren der SPD verhindern. Die Unterstützer von Nahles
wollten genau dies nicht, sie haben (bewusst oder unbewusst) die
große Koalition torpediert.
Nun herrscht Chaos bei der SPD. Ihr Parteitag könnte auch die große
Koalition platzen lassen. Die Folge: Neuwahlen. Oder doch noch eine
schwarz-gelb-grüne "Jamaica"-Koalition - plötzlich erscheint nichts
mehr ausgeschlossen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post