Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zu Waffen für Nahost
Archivmeldung vom 31.07.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie islamische Welt ist keineswegs der monolithische Block, für den sie der Rest der Welt hält. Die über Jahre einmütige Haltung gegen Israel hat nur verdeckt, dass sich die beiden religiösen Hauptströmungen, Schiiten und Sunniten, spinnefeind waren und noch immer sind. Der Bürgerkrieg im Libanon hat das deutlich gemacht und das Fiasko, das die USA derzeit im Irak erleben, ist zu einem Gutteil dieser Auseinandersetzung geschuldet.
Da sich der Iran
als Schutzmacht der Schiiten und die Saudis als die der Sunniten
sehen, bekommt diese Gegnerschaft eine unübersehbare strategische
Komponente, die die USA für sich nutzen wollen. Die Absicht,
Saudi-Arabien und Ägypten umfangreich mit Kriegsgerät zu versorgen,
ist so gesehen folgerichtig. Denn dahinter steckt das Kalkül, dass
diese so massiv aufgerüsteten Staaten den Amerikanern in einer
Auseinandersetzung mit dem Iran zur Seite stehen können, ja sogar,
dass sie einen Großteil der kriegerischen Auseinandersetzung führen
werden. Ob dieses Kalkül aufgeht, muss sich indes erst noch erweisen.
Zweifel sind angebracht. Mit aufrichtiger Suche nach Frieden oder mit
Moral hat dies schon gar nichts zu tun. US-Präsident Bush sucht einen
anderen, nicht minder robusten Weg, um Amerikas Interessen in einer
der wichtigsten Regionen dieser Welt zu wahren, nachdem er im Irak so
kläglich scheitert.
Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass er die europäischen Verbündeten nicht einbindet, ja nicht einmal unterrichtet. Damit brüskiert er sie zwar zutiefst, doch das scheint ihm egal zu sein angesichts der Ziele, die er sich gesteckt hat. Sein Motto lautet: "Meines Feindes Feind ist mein Freund". Solch eine Sichtweise lässt nicht viel Platz für die Art von Diplomatie, zu der Europa dringend und zu Recht rät.
Quelle: Pressemitteilung Allgemeine Zeitung Mainz