Lausitzer Rundschau: Hauptstadt-Finanzierungsvertrag unter Dach und Fach
Archivmeldung vom 01.12.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEnde gut - alles gut? Nein, das monatelange Tauziehen um die Gelder, mit denen Berlin bei seinen Hauptstadtaufgaben unterstützt werden soll, ist leider eine dieser bürokratischen Kröten, mit denen niemandem wirklich geholfen wird. Der Bund übernimmt zwar weitgehend die Finanzierung einiger Glanzobjekte an der Prachtmeile Unter den Linden.
Dafür aber hat
jetzt die Stadt mit dem Gelände und den Bauten des Flughafens
Tempelhof eine gigantische Leerstelle ausgerechnet in unmittelbarer
Nachbarschaft der sozial stark gefährdeten Stadtteile Neukölln und
Kreuzberg zu gestalten. Es fehlt der politische Wille, mit der
deutschen Hauptstadt auch exemplarisch den Weg in die Zukunft des
Landes zu demonstrieren. Deswegen wird der unselige
Bonn-Berlin-Vertrag nicht angetastet, der alljährlich Millionen
verschlingt. Deswegen hält sich der Bund beim fruchtlosen Gerangel um
die Fusion mit Brandenburg raus. Bei solcher Zurückhaltung spielt
sicher das mühsam austarierte Gleichgewicht zwischen der
Zentralregierung und den mächtigen Landesfürsten eine Rolle. Und der
rot-rote Senat, der sich als Alternative zur Koalition auf
Bundesebene versteht, provoziert lieber als zu werben.
Und das ganze Land scheint bei seinem Umgang mit dem ungehörigen
Berlin ein Vorurteil zu bestätigen. Danach sind Neid und Missgunst zu
stark, Stolz und Selbstbewusstsein zu wenig entwickelt. Die Deutschen
führen sich bei ihrer buchhalterischen Annäherung an die eigene
Hauptstadt also selbst vor: sparsam am falschen Fleck und ohne
Gestaltungswillen.
Quelle: Lausitzer Rundschau