Kommentar von "nd.DerTag" zum Ukraine-Treffen in Davos
Archivmeldung vom 15.01.2024
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Freigeschaltet durch Mary SmithÜber Jahrhunderte suchten die Alchemisten des Mittelalters nach der Formel, die unedle Stoffe in edle Stoffe verwandeln würde. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Den Krieg, den Russland mit seiner Invasion in der Ukraine entfacht hat, will er mit einer Formel bannen. Den Weg zurück zum Frieden, so ist Selenskyj überzeugt, hat er bereits gefunden. Nun müssen Partner und Weltöffentlichkeit nur noch davon überzeugt werden, dass es der einzig mögliche ist.
Russland, so sieht es Selenskyjs "Friedensformel" vor, müsse sich nur aus der Ukraine zurückziehen und in Form von Haftstrafen für seine Verantwortungsträger und mit Reparationen für den Überfall bezahlen. Diese Bedingungen für Gespräche mit Moskau hat Kiew bereits auf drei Konferenzen präsentiert, in Davos folgte nun die vierte. Doch auch die wird kein Wunder herbeiführen. Denn die seit Monaten unverändert beibehaltene "Friedensformel" ist in Bezug auf eine wichtige Variable unrealistisch. Ohne Deal mit Moskau geht es nicht, wie der Schweizer Außenminister gleich zu Beginn des Treffens anmerkte. Selenskyj aber scheint nicht bereit, seine Formel den Realitäten anzupassen: Er setzt weiter auf einen Siegfrieden. Die Alchemisten haben die Formel fürs Goldmachen nie gefunden. Und auch Kiews wird nicht zum Frieden führen, sondern den Krieg nur verlängern.
Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche (ots)