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Börsen-Zeitung: Voreiliger Optimismus

Archivmeldung vom 25.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Besser hätte der Wochenausklang nicht sein können: Passend zum frühlingshaften Sonnenschein, der den angeschlagenen Finanzplatz Frankfurt am Freitag in ein mildes Licht tauchte, hat sich der Ifo-Geschäftsklimaindex, der als das wichtigste Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft gilt, im April deutlich verbessert, und zwar stärker als vom Marktkonsens antizipiert.

Besonders erfreulich ist, dass sich neben den Erwartungen für die kommenden Monate auch der Teilindex, der die Einschätzung der aktuellen Lage durch die Unternehmen widerspiegelt, verbessert hat.

    Der Dax legte am Freitag um 3% auf 4674 Punkte zu. Gegenüber dem Tief vom März verbesserte er sich damit etwas mehr als 1000 Punkte und baute praktisch seinen Verlust im bisherigen Gesamtjahr ab.

    Auf den ersten Blick erhält die überraschend kräftige Erholung des deutschen Aktienmarktes mit dem Ifo-Index ihre ideologische Untermauerung. Die Börse hat gegenüber der Konjunkturentwicklung einen Vorlauf von ungefähr einem halben Jahr, insofern - so wird argumentiert-verbreiten Aktienmarkt und Ifo-Index die gleiche Botschaft. Diese bestehe darin, dass irgendwann im zweiten Halbjahr die konjunkturelle Erholung einsetzt.

    Diese Sichtweise dürfte allerdings zu optimistisch sein. Schaut man sich die Details der Ifo-Umfragen an, so wird deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der teilnehmenden Unternehmen mit einer Verschlechterung ihres Umfelds rechnet. Die Pessimisten übertreffen die Optimisten in der Umfrage um immerhin 30 Prozentpunkte. Im April beurteilte zudem eine Mehrheit der Unternehmen ihre gegenwärtige Situation im Vormonatsvergleich als schlechter. Der Ifo-Index befindet sich zudem immer noch auf einem im historischen Vergleich sehr niedrigen Stand.

    Dies alles lässt höchstens den Schluss zu, dass es in den nächsten Monaten eine gewisse Stabilisierung der Konjunktur geben könnte - freilich auf einem äußerst frostigen Niveau, denn inzwischen gehen die meisten Ökonomen davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2009 um ungefähr 6% einbrechen wird.

    Für den Aktienmarkt heißt dies, dass der Optimismus, der bis vor kurzem vorherrschte und auch am Freitag erneut aufblitzte, übertrieben ist. Der Markt hat sich zu weit vorgewagt, dadurch ist es zumindest sehr unwahrscheinlich geworden, dass es weitere Kurszuwächse gibt. So weit das positive Szenario. Es könnte auch noch deutlich schlimmer kommen. So deutet Einiges darauf hin, dass die Quartalssaison, die gerade begonnen hat, wenig erfreulich verlaufen wird. In den USA hat, wie die Aktienstrategen der WestLB ermittelt haben, mit rund 120 Unternehmen etwa ein Viertel der Firmen aus dem Standard&Poor's500 Zahlen bereits vorgelegt. Dabei fielen knapp 30% der Quartalsberichte schlechter aus als vom Konsens der Analysten erwartet.

    Die Zahl der negativen Ergebnisüberraschungen ist, so die WestLB, damit fast so hoch ausgefallen wie in den Vorquartalen. Das ist insofern bemerkenswert, als doch die Analysten ihre Prognosen in den vergangenen Monaten bereits kräftig zurückgeschnitten hatten. Die Korrekturen waren aber wohl noch nicht ausreichend. Dies legt den Schluss nahe, dass die Phase der zu optimistischen Markterwartungen immer noch nicht vorüber ist. Parallel ist auch für Europa zu erwarten, dass die Analysten noch eine rosarote Brille tragen.

    Über dem Markt hängt neben der Quartalssaison ein weiteres Damoklesschwert: Am 4. Mai wird die US-Regierung die Ergebnisse des Stress-Tests veröffentlichen, eines Belastungstests in Gestalt von Rechenmodellen, mit denen sie die Überlebensfähigkeit der 19 größten US-Banken beurteilt hat. US-Finanzminister Timothy Geithner erklärte zwar, die Mehrheit der Großbanken sei ausreichend kapitalisiert. Allerdings scheinen die Szenarien, die die US-Regierung als Worst Case unterstellt, recht optimistisch zu sein. Der Markt könnte also zu einer deutlich pessimistischeren Einschätzung kommen. Dies könnte einer der Faktoren sein, der die überfällige Korrektur an den Aktienmärkten auslöst.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Dieter Kuckelkorn)

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