Südwest Presse: Kommentar zu Korruption
Archivmeldung vom 24.11.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKaum noch ein Tag vergeht, an dem nicht über neue Fälle von Korruption, Untreue, Bestechung in namhaften Konzernen berichtet wird. Daimler, BMW, Infineon, Ikea, Siemens, VW - eine unvollständige Aufzählung. Dass da VW seinem Betriebsratsvorsitzenden ein Jahressalär von 700 000 Euro zuschiebt und ihm Prostituierte nach Wahl an jedem Ort der Welt finanziert, mag noch schenkelklopfenden Hohn auslösen.
Wird nun amtlich bestätigt, dass es sich bei Siemens
um auf die Seite geschaffte Beträge von 200 Millionen Euro handelt,
dann ist der Ruf nach der Härte des Gesetzes nur angemessen.
Denn geschädigt werden - schlimm genug - nicht nur die Anteilseigner
der Konzerne, sondern unser ganzes Gemeinwesen. Jeder Euro, den der
VW-Betriebsrat im Ausland verjubelt hat und jeder Euro, der bei
Siemens in schwarze Kassen gelenkt wurde, ist mit großer Sicherheit
am deutschen Fiskus vorbeigeflossen.
Mancher bitterer Streit um die Ausstattung von Kindertagesstätten
oder die Finanzierung von Sprachkursen bliebe uns erspart, würde den
Herrschaften in den Konzernzentralen akribischer auf die Finger
geschaut, die sich zunehmend zum Staat im Staate entwickeln. Und zum
Standortrisiko. In der weltweiten Rangliste der Korruptionsbekämpfer
von Transparency International ist Deutschland bereits ins Mittelfeld
zurückgefallen, hinter Hongkong. Auf dem Weg zur Bananenrepublik?
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse