Rheinische Post: Kommentar: Olympia
Archivmeldung vom 29.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDeutschland hat ein Zeichen gesetzt. Kein hochrangiger Politiker wird die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Peking besuchen. Und das hat natürlich mit Chinas Verhalten in der Tibet-Krise zu tun, auch wenn Kanzlerin und Außenminister das Gegenteil beteuern.
Man muss Politikern ja nicht alles glauben. Allein die Tatsache, dass Regierung und Bundespräsident ihre Absicht jetzt erklären, unterstreicht, dass es sich um eine politische Geste handelt. Eine starke und eine richtige Geste. Niemand muss der Selbstinszenierung des chinesischen Regimes bei der Eröffnungsfeier noch einen beifälligen Rahmen geben selbst wenn das befreundete Ausland anderer Meinung zu sein scheint. Briten und Schweden sehen jedenfalls keinen Grund, sich nicht auf die Tribüne des Stadions zu setzen. Dabei reicht es vollkommen aus, die Spiele an sich, die sportlichen Wettkämpfe durch den Besuch staatlicher Würdenträger weiter aufzuwerten. Dass Wolfgang Schäuble als Sportminister das deutsche Team unterstützen will, ist richtig. Ob es richtig war, die Spiele nach Peking zu vergeben, ist eine ganz andere Frage. Das Internationale Olympische Komitee hat sie längst beantwortet. Weil es an seine Sponsoren und die Eröffnung eines großen Markts denkt. Politische Zeichen kommen da zu spät.
Quelle: Rheinische Post