tz München: Die Methode Horst
Archivmeldung vom 04.07.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas erste, was Eltern ihren Kindern im Schwimmbad einschärfen: Ruf nicht um Hilfe, wenn du keine Hilfe brauchst. Sonst hilft dir keiner, wenn's wirklich ernst wird. Der dauernde Hilferuf nutzt sich ab - mit der Drohung eines Koalitionsbruchs verhält es sich ähnlich. Auch sie nutzt sich ab. CSU-Chef Horst Seehofer scheint jeder Anlass recht, um Kanzlerin Angela Merkel mit dem vorzeitigen Koalitions-Aus zu drohen.
Weil die Drohungen leer bleiben, verhallen sie. Seehofer hätte Merkel am Freitag im Bundesrat das Vertrauen entziehen können - ein Nein zum ESM wäre ein machtvolles Zeichen gewesen. Seehofer hätte seine Bedenken zu Merkels Zugeständnissen vortragen können. Stattdessen stimmt er in Berlin mit Ja und tritt dann aus München nach. Mit seinen folgenlosen Sprüchen weicht der CSU-Chef den drängenden Fragen aus. Wir brauchen jetzt eine Debatte darüber, was für ein Europa wir wollen. Wer aber einerseits anderen Ländern in den Haushalt reinreden will, kann nicht auf der anderen Seite über einen "europäischen Monsterstaat" schimpfen. Welches Europa der CSU-Chef eigentlich will, bleibt vor lauter bereits überschrittenen roten Linien leider im Ungefähren.
Quelle: tz München (ots)