Rheinische Post: Klinsmann muss bleiben
Archivmeldung vom 06.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeharrlichkeit ist eine Tugend. Wenn sie nicht mit Sturheit verwechselt wird. Lange Zeit war nicht klar, ob Jürgen Klinsmann dieser Unterschied bewusst ist. Nun deutet vieles darauf hin. Beharrlich hat der Schwabe mit dem telegenen Lächeln an seinem Fußball-Konzept festgehalten.
Gegen viele Widerstände hat er seine
Idee selbst in solchen Momenten verteidigt, als sie gescheitert
schien - nach der 1:4-Testspielniederlage gegen Italien im Frühjahr
beispielsweise. Das war gut. Weniger gut war, dass er mit seinem
sturen Schädel durch die Wand wollte und in seine kalifornische
Heimat flog, als Höflichkeit gegenüber Gästen bei einer WM-Tagung in
Düsseldorf ein paar Tage Aufenthaltsverlängerung in Deutschland
gebot. Da gab es so viel Gegenwind, dass Klinsmann um ein Haar aus
dem Amt geweht worden wäre. Auch weil einflussreiche Feinde bei
Deutschlands größter Boulevardzeitung ihre Chance witterten. Es war
unklug, ihnen Nahrung zu geben. Daraus hat Klinsmann gelernt. Er hat
auf Mätzchen verzichtet und trotzdem sein Konzept verfolgt. Das war
gut für ihn, gut für die Nationalmannschaft und gut fürs ganze Land,
wie der Verlauf der WM mit all den schönen Begleitumständen beweist.
Jetzt drängen ihn alle, im Amt zu bleiben. Die Bedingungen dazu darf
er diktieren. Das hat er sich verdient.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post