Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Genfer Autosalon
Archivmeldung vom 06.03.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine komplette Branche ist elektrisiert. Auf dem derzeit laufenden Autosalon in Genf stehen alle Autohersteller unter Spannung. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Elektroantriebe und Hybridsysteme, die ja auch Elektromotoren beinhalten, sind das beherrschende Thema.
Die deutschen Autobauer streben nach eigenem Bekunden die Marktführerschaft bei den Stromern an. Bis die aber in nennenswerten Stückzahlen auf die Straßen rollen, dürfte mindestens noch ein Jahrzehnt vergehen. Für 2020 erwarten Experten einen Marktanteil von gerade einmal zwei oder drei Prozent an allen Autoverkäufen. Was fehlt sind bezahlbare Batterien, die ebenso sicher wie langlebig sind, Energie für akzeptable Reichweiten bieten. Außerdem muss eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden. Wenn es an Ladestationen mangelt, sind Elektroautos Muster ohne Wert. Energiekonzerne und auch die Politik sind hier gefordert, den Weg zu bereiten. Mit dem 2009 beschlossenen Förderprogramm für Elektromobilität hat die Bundesregierung einen ersten Schritt getan. Wie genau aber die staatliche Unterstützung beim Kauf für die Elektroautos aussehen wird, steht noch nicht fest. Das erklärte Ziel heißt aber, bis 2020 eine Million solcher Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen. Kein leichtes Unterfangen. Erste Tests mit serienreifen E-Autos von Smart und Mitsubishi haben Stromkosten in Höhe von drei bis fünf Euro pro 100 Kilometer ergeben. Da muss man schon einen langen Atem haben, um den gegenüber einem vergleichbaren Diesel hohen Anschaffungs- beziehungsweise Mietpreis - zwischen 500 und 800 Euro werden pro Monat fällig - hereinzufahren. Unterschiedliche Prognosen gibt es im Hinblick auf die Strompreisentwicklung, wenn vermehrt Elektroautos über die Straßen rollen. Die Befürworter erklären, Wind- und Sonnenenergie seien dann viel stärker nutzbar, da die bisherigen Verbrauchsschwankungen zwischen Tag und Nacht deutlich besser abzufangen seien. Kritiker warnen davor, dass Strom deutlich teurer werden könnte, da Energieunternehmen mit Preisanhebungen und der Staat mit entsprechender Besteuerung analog zum Erdöl kräftig verdienen wollten. Welche Argumente sich als richtig beweisen, bleibt abzuwarten. Fest steht allerdings, dass sich die Kunden aufgrund der weiterhin hohen Kraftstoffpreise und der CO2-Besteuerung derzeit vermehrt für Autos mit kleineren und verbrauchsgünstigen Triebwerken entscheiden. Aufgrund technischer Weiterentwicklungen sind hier inzwischen durchaus Verbrauchswerte von vier Liter und weniger zu erreichen. Das ist dann kaum teurer als mit einem E-Auto. Diese bieten sich aufgrund der geringen Reichweiten vor allem für den Einsatz in Ballungsgebieten und auf Kurzstrecken an. Wer mehr will, der fährt vorerst noch besser mit einem Verbrennungsmotor.
Quelle: Westfalen-Blatt