BERLINER MORGENPOST: Jeder kämpft für sich allein
Archivmeldung vom 10.08.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie Berliner Feuerwehr arbeitet am Limit. Dass das so ist, hat vor allem strukturelle Gründe. Statt gemeinsam an einem Zukunftsplan für die größte Berufsfeuerwehr Deutschlands zu feilen, versinkt die Diskussion immer mehr im Klein-Klein. Der Feuerwehr hilft das nicht wirklich weiter, denn so kämpft jeder für sich allein.
Zu den strukturellen Dingen, die verbessert werden müssen, gehören genau drei Dinge: mehr Personal, eine bessere Bezahlung und eine zeitgemäße Ausrüstung. Denn nur so können mehr Einsätze in einer wachsenden Stadt bewältigt werden.
All diese Probleme hat die Feuerwehr im Übrigen mit der Berliner Polizei gemein. Beide Behörden sind die Herzkammern einer funktionierenden Stadt. Das heißt: lange und ausufernde politische Debatten kann man sich auf diesem Feld eigentlich nicht leisten. Denn Feuerwehr und Polizei müssen funktionieren. Hier geht es in letzter Konsequenz um Menschenleben.
An den strukturellen Stellschrauben kann nur der Innensenator drehen. Dafür braucht es Druck aus der Opposition, von Gewerkschaft und aus der Belegschaft, damit das auch geschieht.
Neben diesen grundsätzlichen Strukturfragen franst die Diskussion aber immer mehr aus. Das sieht man am Beispiel der reduzierten Wochenarbeitszeit von 48 auf 44 Stunden. Das war eine zentrale Forderung der Gewerkschaften für die verbeamteten Feuerwehrleute. Nur hat das zur Folge, dass pro Schicht nun noch weniger Kollegen im Einsatz sind.
Der vermeintliche Erfolg erweist sich bei genauer Betrachtung als "Schuss ins Knie", weil es eben noch nicht genügend Personal gibt, um dies umzusetzen. Man hat also den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht. So etwas passiert, wenn die beteiligten Akteure nicht gemeinsam an einem nachhaltigen Zukunftsplan arbeiten.
Quelle: BERLINER MORGENPOST (ots) von Alexander Dinger