Klarstellung zur Zukunft der Dörfer
Archivmeldung vom 01.02.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.02.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDr. Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, erläutert seine Haltung zur Gestaltung des ländlichen Raums: In den Medien kursieren in den letzten Tagen angebliche Vorschläge des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, die den Abriss von Dörfern empfehlen. Diese Meldungen entsprechen nicht der Wahrheit.
In meinem Vortrag vor der Enquete-Kommission "Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern" am 24. Januar 2014 habe ich vielmehr folgenden Sachverhalt erläutert:
1. Es ist bekannt, dass in Mecklenburg-Vorpommern insbesondere kleinere, weit von Zentren entfernte Orte deutlich an Bevölkerung verloren haben. Die dort lebenden Menschen sind zusehends schlechter versorgt. Denn Versorgungsleistungen wie Ämter, Schulen, Geschäfte oder Ärzte konzentrieren sich immer mehr in den lokalen Zentren. Gerade für ältere Menschen werden die längeren Wege zur Belastung.
2. Während in der Vergangenheit überwiegend jüngere Personen aus diesen Gebieten abgewandert sind, hat in einer von der Enquete-Kommission in Auftrag gegebenen Umfrage rund ein Drittel der über 60-Jährigen geäußert, sie könnten sich einen Umzug in das nächste Zentrum innerhalb der Region vorstellen. Die Menschen wünschen sich nach eigenen Aussagen bessere Versorgungsleistungen, kürzere Wege zum Arzt oder zum Einkaufen sowie barrierefreien Wohnraum, den sie in den Dörfern kaum finden.
3. Die größeren und kleineren Zentren hätten durch den Zuzug von Personen aus dem Umland bessere Aussichten, sich zu stabilisieren und könnten auf dieser Basis langfristig eine gute Versorgung garantieren.
4. Viele Ältere, die eigentlich gerne innerhalb ihrer Region aus kleinen, schlecht versorgten Orten in zentralere, besser versorgte Orte umziehen würden, können das nicht, weil ihre Häuser durch den Verfall der Immobilienpreise deutlich entwertet wurden.
5. Deshalb plädieren wir für einen Fonds, der diese Personen unterstützt, wenn sie aus eigenen Stücken ihr Haus aufgeben wollen. Die Verwaltung würde damit auf einen Trend reagieren, der ohnehin seinen Lauf nimmt. Vor allem aber würde sie die Lebenslage der Betroffenen verbessern.
6. Natürlich wird es auch künftig viele ländliche Dörfer in Mecklenburg-Vorpommern geben, in denen die Menschen gerne leben. Gerade Orte mit Menschen, die sich für ihre Dorfgemeinschaft engagieren, werden attraktiv bleiben und neue Bewohner hinzugewinnen können.
Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung