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Börsen-Zeitung: Zitterpartie, Kommentar zu Bayer-Monsanto

Archivmeldung vom 23.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Da mag Bayer noch so große Gelassenheit demonstrieren: Die wettbewerbsrechtliche Freigabe zur Übernahme von Monsanto gerät zur Zitterpartie. Zwar kam die Entscheidung der EU-Kommission, die geplante Fusion einer vertieften Prüfung zu unterziehen, alles andere als überraschend, würde aus der Fusion doch der weltgrößte Agrochemiekonzern hervorgehen.

Doch der Hinweis, dass die Kommission bislang noch keine Stellungnahmen von Marktteilnehmern einholte, kommt schon beinahe einem Affront gleich. Faktisch reichen den EU-Beamten die in der Phase I gemachten Zugeständnisse bei weitem nicht aus, um die "ernsthaften Zweifel an der Vereinbarkeit des Zusammenschlusses mit der EU-Fusionskontrollverordnung zu zerstreuen".

Um die Übernahme durch die Tür zu bringen, muss Bayer also kräftig nachlegen. Dabei darf man getrost davon ausgehen, dass die Leverkusener vieles unternommen haben, um den Segen der Brüsseler Behörde zu erhalten - neben den US-Behörden wohl die höchste Hürde, die es im Fusionsvorhaben zu nehmen gilt. Darauf deutet nicht zuletzt der zeitliche Ablauf hin: Sollte die Freigabe der Fusion ursprünglich im ersten Quartal beantragt werden, war im Februar von einer Verschiebung um wenige Wochen die Rede.

Letztlich wurde der Antrag in Brüssel am 30. Juni eingereicht. Das Datum war insofern entscheidend, als sich Bayer vorgenommen hatte - und daran bis heute festhält - die Freigabe bis zum Jahresende in Händen zu halten. Dass das enge zeitliche Korsett nun womöglich gesprengt wird - die EU-Kommission hat mit der Prüfung (ohne Verlängerung) bis 8. Januar 2018 Zeit - liegt nicht zuletzt daran, dass die erste Prüfphase schon um zwei Wochen verlängert werden musste.

Zwar ist es schlussendlich egal, ob die Fusion am 30. Dezember oder erst am 15. Januar genehmigt wird. Die zeitliche Vorgabe und ihre mögliche Verfehlung sind jedoch ein klarer Hinweis darauf, dass sich Bayer die kartellrechtliche Prüfung einfacher vorgestellt hat.

Ganz abgesehen davon, dass sich angesichts der überaus langen Liste der Bedenken, die die EU-Kommission plagen, an irgendeinem Punkt für Bayer die Frage stellen muss, wie groß die Auflagen sein dürfen, damit die Übernahme noch wirtschaftlich ist. Es geht ja beileibe nicht um Peanuts, sondern um 66 Mrd. Dollar, die Monsanto kostet. So viel hat bislang kein deutsches Unternehmen für eine Übernahme ausgegeben. Raum für Interpretation lässt vor diesem Hintergrund die gestrige Börsenreaktion: Die Aktie legte um 2,4% zu.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Annette Becker

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