WAZ: Wer folgt auf Chirac? Frankreichs Not
Archivmeldung vom 21.04.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlHohe Arbeitslosigkeit, unter den großen europäischen Volkswirtschaften jene, die am langsamsten wächst, rasant steigende öffentliche Verschuldung, kurz: Frankreich ist ein Sanierungsfall. Und das gilt nicht nur wirtschaftlich.
Die Unruhen in den
Vorstädten, die Desintegration der Ausländer, die wachsenden Zweifel
an den europäischen Wurzeln des Landes, die in der Ablehnung der
Europa-Verfassung gipfelte: Frankreich strauchelt ökonomisch wie
gesellschaftspolitisch.
Darin liegt die eigentliche Bedeutung der Präsidentenwahl. Wobei,
wie ernüchternd, keiner der Kandidaten jenen Richtungswechsel weg von
Staatsfixierung und Industriepolitik verspricht, der seit Jahren
überfällig ist. Jene drei, Royal, Bayrou, Sarkozy, welche die besten
Chancen auf die Chirac-Nachfolge haben, ließen sich zu einem national
getönten Wahlkampf hinreißen. Man mag sich im ersten Moment darüber
freuen, dass Deutschland zurzeit die einzige ernst zu nehmende Macht
in Europa ist. Tatsächlich aber ist das eine schlechte Nachricht. Und
Änderung ist auch nach diesem Sonntag nicht in Sicht.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung