Lausitzer Rundschau: Keine Chancengleichheit
Archivmeldung vom 04.08.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor knapp vier Jahren stand Dieter Hoeneß im Cottbuser Stadion der Freundschaft und wollte sich gar nicht wieder einkriegen. Hertha BSC hatte mit 0:2 beim FC Energie verloren und der Berliner Manager schimpfte fürchterlich auf Schiedsrichter Lutz Wagner. Vermutlich verteile der einen Ost-Bonus, spekulierte er in seiner Wut. Inzwischen ist Hoeneß Manager beim VfL Wolfsburg und fordert tatsächlich einen Solidarpakt für den Fußball-Osten.
Um Management-Know-how zu transferieren, wie er es schön ausdrückt. Was für ein ausgemachter Quatsch! Der Fußball-Osten ist doch nicht derzeit deshalb nur zweitklassig, weil hier nur blinde Bratwürste am Werk sind. Vielmehr ist das ein Spiegel für die Nöte des Ostens. Hier schwinden die Zuschauerzahlen, weil noch immer viele Menschen in den Westen abwandern. Und es gibt im Vergleich eben weniger finanzstarke Unternehmen, die ihr Geld in den Profifußball stecken. Selbst Energie Cottbus - angesichts des erfolgreichen vergangenen Jahrzehnts und der stabilen finanziellen Lage ein Ost-Vorzeigeclub - kann ein Lied davon singen. Und gleichzeitig müssen die solide wirtschaftenden Cottbuser mit anschauen, wie in Bielefeld kurzerhand die ortsansässigen Millionäre von Schüco, Gerry Weber und Dr. Oetker die Management-Fehler bei der Arminia beheben. Mit viel Geld retten sie den Verein, der sich zuvor die Lizenz erschwindelt hatte. Wenn man den ostdeutschen Clubs wirklich helfen will, dann sollte die Deutsche Fußball Liga in Zukunft selbst solch etablierten, aber eben auch notorisch klammen Traditionsvereinen wie Kaiserslautern, Schalke oder Bielefeld im Zweifelsfall die Lizenz verweigern. Dann herrscht Chancengleichheit. Den Rest kriegt der Osten alleine hin.
Quelle: Lausitzer Rundschau