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WAZ: Dankeschön für den Zivi

Archivmeldung vom 21.06.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.06.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der "Zivi" geht. Das ist eine schlechte Nachricht, denn er hinterlässt eine Lücke, die derzeit nicht zu füllen ist. Viele werden sich den Zivi zurückwünschen.

Der Zivi war nicht immer so beliebt. Vor 50 Jahren war es sogar mutig, Eltern, Nachbarn oder einem Arbeitgeber zu sagen: Ich verweigere den Kriegsdienst. Unerhört war das, mitten im Kalten Krieg. In einem Land, das lange den Soldaten gehuldigt hatte und das gerade dabei war, sich wieder zu bewaffnen.

Der Zivi kämpfte tapfer gegen das Drückeberger-, Weichei- und Querulanten-Image. Bundespräsident Gustav Heinemann soll 1970, als er Zivis besuchte, im Scherz gefragt haben: "Na, wo habt ihr denn das Rauschgift?" Der Zivi galt nicht als solide. Aber sein Ruf wurde immer besser.

So mancher Hilfebedürftige hat von "seinem" Zivi mehr Aufmerksamkeit und Verständnis erfahren als von seinen eigenen Kindern. Es gibt heute immer mehr Hilfebedürftige, es gibt immer weniger Kinder, und nun geht auch noch der Zivi.

Die Neuerfindung des Zivis ist noch nicht gelungen. Der "Bufdi" (von: Bundesfreiwilligendienst) ist ein unbekanntes Wesen. Er hätte es leicht, der Bufdi. Leichter als der Zivi. Niemand würde ihn Drückeberger nennen, alle warten auf ihn. So sehr hat sich inzwischen das Land geändert. Dem Zivi gebührt ein Dankeschön, auch dafür.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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