WAZ: Testkauf trifft die Falschen
Archivmeldung vom 19.01.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bankenkrise ist längst nicht ausgestanden, was die Auseinandersetzung um die Ausweitung des Euro-Rettungspakets eindrücklich zeigt. Noch weniger ausgestanden ist die Krise der Bankberatung: Teile der Branche haben offensichtlich nichts gelernt aus den massenhaften Verkäufen von Lehman-Zertifikaten. Hinter vorgehaltener Hand berichten Bankmanager, wie toll doch das Zertifikategeschäft wieder laufe.
Obschon doch jeder Bankkunde wissen müsse, dass solche Zertifikate nichts anderes sind als von Banken erfundene Wettkonstruktionen, bei denen klar sei, wer gewinnt: die Bank. Nun könnte man sagen, selber schuld, wer sich uninformiert auf Renditejagd begibt. So einfach ist es aber nicht, wenn es um hochkomplexe Produkte geht, die letztlich nur noch Mathematiker durchschauen. Zu einfach macht es sich auch die Politik mit verdeckten Testkäufen. Ursächlich ist weniger die schlechte Beratung, vielmehr ist es der enorme Verkaufsdruck, den die Vertriebschefs ausüben. Persönliche, tagesaktuelle Verkaufsvorgaben müssen den Kundeninteressen zuwider laufen. Hier sollte die Finanzaufsicht ansetzen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung