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Westdeutsche Zeitung: Fußball als Bühne sozialer Konflikte

Archivmeldung vom 07.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Phänomen ist wirklich nicht neu. Allenfalls die Erscheinungsformen. Früher prügelten sich Fußball-Fans im Stadion. Seit die Stadien zu Arenen geworden sind und die Bundesliga-Events von Sicherheitskräften bewacht werden, hat sich die Gewalt auf das Umfeld und die Amateur-Spielklassen verlagert. Weil dort das Geschehen am schwersten zu kontrollieren ist.

Die Konflikte sind unterschiedlich und alle nur bedingt miteinander vergleichbar. Es ist etwas anderes, ob Zusammenstöße auf dem Spielfeld eskalieren, Zuschauergruppen von Auseinandersetzungen erfasst oder Spieler nach dem Schlusspfiff des Schiedsrichters gewalttätig werden. Gemeinsam ist allen Formen der Gewalt, dass es nicht nur nach Meinung von Soziologen oft um Ersatzhandlungen geht. Da verlagern sich Konflikte auf den Sport, weil die Gesellschaft nicht mehr in der Lage ist, sie zu lösen. Weil die Kommunikation nicht funktioniert. Aus welchen Gründen auch immer. Und kein konfliktlösendes Personal zur Verfügung steht. In einer Gesellschaft, in der nicht nur nach Meinung der Polizei die Gewaltbereitschaft ständig zunimmt, ist das eine gefährliche Entwicklung. Bei steigender Gewaltbereitschaft wird der Fußball zur Bühne der Austragung sozialer Konflikte, sagt der Fan- und Gewaltforscher Gunter A. Pilz. Der Soziologe aus Hannover ist ein Mann, der sich auskennt. Der Wissenschaftler ist nicht nur Berater des Deutschen Fußball-Bundes sondern auch des Weltverbandes Fifa. Was ist zu tun? Spieler, Fans und Vereine mit Gewaltpotential muss klar sein, dass Konsequenzen drohen. Andererseits ist aber auch klar, dass repressive Maßnahmen allein kaum ausreichen, um dem Gewaltproblem wirksam zu begegnen. Es besteht gerade angesichts der Beteiligung von Sportlern mit Migrationshintergrund weder Grund für Vorurteile noch für Vorverurteilungen. Aber wenn der Sport, insbesondere der Fußball, zur Bühne wird, besteht dringender Handlungsbedarf. Aber der besteht eben nicht nur im Sport. Sondern in der Gesellschaft insgesamt. Das sollten auch diejenigen berücksichtigen, die nach Gewalttätigkeiten in der Fußball-Kreisliga immer und sofort nach der Ordnungsmacht rufen. Diesen Konflikt kann die Polizei allein sicher nicht lösen.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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