Rhein-Neckar-Zeitung, zu: FDP
Archivmeldung vom 06.02.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Hysterie des demoskopischen Zahlenzaubers sind kleine Parteien stärker ausgeliefert als große. Im Falle der FDP ist die virtuelle Demontage durch die Momentaufnahmen der Wählerstimmungen so eklatant, dass sie den Zentralnerv der Westerwelle-Partei treffen.
Der grandiose Übermut weicht dem flauen Gefühl beim Anblick davonschwimmender Felle. Was hat die FDP falsch gemacht? Sie hat politische Speckseiten ins Schaufenster gehängt, die sie nicht oder nur stückweise liefern kann. Aber dass die Partei hinsichtlich ihrer Steuerversprechen oder beim Umbau des Gesundheitssystems tatsächlich anstrebt, was mit den beiden anderen Partnern jetzt nicht zu machen ist, sorgt für Streit und vergrault auch jene Wähler, die ihre Stimmen von der Union zur FDP umgeschichtet haben. Ohne den dauerhaft dienstreisenden Westerwelle funktioniert die Erfolgsgeschichte aber nicht, dafür war und ist die Personaldecke der Partei zu dünn. Denn diese Politik, auch wenn sie nur aus Einstiegen besteht, ist erklärungsbedürftig. Dagegen stehen - und arbeiten - zwei im Zweifel zu Populismus und Hasenfüßigkeit neigende Partner. Und eine Kanzlerin, die selten verrät, was sie selbst für richtig hält, bevor die Windrichtung feststeht.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung