WAZ: Nokia zahlt einen Ablass
Archivmeldung vom 09.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKönnen IG Metall und der Betriebsrat des Bochumer Werks mit dem 200-Millionen-Euro-Sozialplan zufrieden sein, obwohl viele hundert Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren? Sie können. Jedenfalls unter realistischen Annahmen.
Niemand - auch keiner der Damen und Herren Politiker - kann sich
nach der kühl-kapitalistischen Entscheidung des finnischen
Managements ernsthaft Hoffnungen auf den Erhalt des Werkes gemacht
haben. Die Beteiligten aus der Gewerkschaft, aber auch der
Landesregierung haben gemeinsam mit Drohungen und Beschimpfungen und
Verhandlungsgeschick herausgeholt, was herauszuholen war.
Die 200 Millionen Euro sind nicht nur fast das Dreifache des
ursprünglichen Nokia-Angebots, sie sind auch fast das Doppelte
dessen, das Siemens im Fall BenQ Mobile in Kamp-Lintfort
herausgerückt hat. Und diese Summe war ebenfalls hoch, weil Siemens
selbstverschuldet seine Imagewerte in den Keller getrieben hatte.
Gewiss, Geld ist nicht alles, aber es hilft. Wenn jetzt noch
weitere Arbeitsplätze dank neuer Investoren hinzukommen, dann hatte
das kaltschnäuzige Vorgehen der Finnen am Ende noch sein Gutes
gehabt.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Thomas Wels)