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Lausitzer Rundschau: Eine deutsche Debatte

Archivmeldung vom 07.09.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Breslau und Danzig sind keine politischen Statements, sondern die deutschen Namen polnischer Städte. Die Debatte darüber, ob im Deutschen der deutsche oder der polnische Städtename zu verwenden sei, ist für die allermeisten Polen schwer nachvollziehbar. Es ist eine deutsche Debatte, die aus zwei Gründen geführt wird: Zum einen aus Unsicherheit und beherrscht von der Sorge, die historischen Gefühle der Polen könnten durch "Breslau"oder "Krakau" verletzt werden. Zum anderen zum Zweck der politischen Profilierung vornehmlich linker Gruppierungen.

In beiden Fällen sind die Debatten losgelöst von der gegenwärtigen Realität in Polen. Breslauer und Danziger haben sich vielfach mit dem deutschen Erbe ihrer Städte auseinandergesetzt, es angenommen. Im Breslauer Rathaus begrüßen den Besucher die Bilder der deutschen Nobelpreisträger der Stadt. Die Danziger sind stolz auf das literarische Vermächtnis von Günter Grass, der seiner Heimatstadt in einer Buch-Trilogie huldigt. Breslauer, Krakauer und Danziger, nicht Wroclawer, Krakower und Gdansker, sind so selbstbewusst, dass sie ihre Städte beim deutschen Namen nennen, wenn sie deutsch sprechen. Der oft hilflose Versuch vieler Deutscher, aus einem Gefühl historischer Verantwortung "Gdansk", "Wroclaw" oder gar "Szczecin" in ihre deutschen Sätze einzubauen, wird bei einigen alten Polen vielleicht wohlwollend wahrgenommen. Bei den meisten Jungen sorgt er jedoch für Verwunderung - und sowohl bei Jung als auch bei Alt für Irritation, wenn von deutscher Zunge die polnischen Namen oft bis zur Unkenntlichkeit verfremdet werden. Die Polen haben etwa ihre Probleme mit den deutschen Umlauten und sagen "Monachium" statt "München" und "Kolonia" statt "Köln". Die Verwendung von "Wroclaw" oder "Breslau" sagt zumeist nichts über die wahre politische Haltung aus, die Zeiten der Revanchisten und Weltkartenumschreiber sind vorbei. Jedes Ringen um die "politisch korrekte Bezeichnung" der Städte räumt solch Ewiggestrigen einen Stellenwert ein, den sie längst nicht mehr haben. Es gibt heute wirklich wichtigere Dinge zu besprechen zwischen Deutschen und Polen. 

Quelle: Lausitzer Rundschau

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