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Börsen-Zeitung: Machtlose Zentralbanken

Archivmeldung vom 12.03.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Krise in ihrem Lauf hält auch die Zentralbank nicht auf. Derartig schlicht und ergreifend lassen sich die neuerlichen Anstrengungen der amerikanischen Notenbank und der übrigen G10-Zentralbanken einordnen. Die Währungshüter können mit Leitzinssenkungen oder immer neuen Liquiditätsspritzen die Marktteilnehmer nicht aus der Subprime-Krise herausführen. Die Maßnahmen sind allenfalls geeignet, die Schmerzen ein wenig zu lindern.

Das eigentliche Problem lösen sie nicht. Ein kollabierender Immobilien- und Hypothekenmarkt, haushoch überschuldete Privathaushalte, anhaltendes Misstrauen der Banken auf der Refinanzierungsseite, aufgeblähte Positionen in diversen Credit-Produkten, die offensichtlich nicht das Papier wert sind, auf dem sie stehen, und nun noch das Übel der Margin Calls, die eine Reihe von institutionellen Anlegern nicht mehr bedienen kann - das ist das toxisches Gemisch, das die Credit-Märkte immer tiefer abrutschen lässt. Und dazu gesellen sich noch grottenschlechte US-Konjunkturdaten, die die Marktteilnehmer nur in einem bestätigen: Die Rezession ist in vollem Gange. Die Frage ist nur: Wie tief wird sie greifen?

Tief blicken lassen auch die neuerlichen Maßnahmen der Fed. Sie hat die Kriterien für die Wertpapiere, die gegen Geld bei ihr als Sicherheit eingeliefert werden können, weiter aufgeweicht. Nun akzeptieren die US-Notenbanker auch noch Bonds, die quasi im Zentrum der Krise stehen. Und dazu gehören Papiere von Agencies wie Freddie Mac oder Fannie Mae und hypothekengesichertes Bond-Material. Durch die Märkte geistert immer mal wieder das Gerücht, dass auch Subprime-Papiere darunter sein könnten.

Wenn die Fed bereit ist, krisengebeutelte Bonds als Wertpapiersicherheit gegen Dollar hereinzunehmen, fragen sich die Marktteilnehmer, welche Informationen die Fed noch in Sachen Subprime- und Finanzmarktkrise hat. Wie stark sind beispielsweise manche Institutionen mit ihren Margin Calls in Verzug? Die Experten von JPMorgan sprechen schon vom systemischen Margin Call, also extrem voluminösen Sicherheitenforderungen, die bei einem Ausfall die ohnehin schon arg in Bedrängnis geratenen Institute noch dichter an den Abgrund schieben. Bleibt die Frage: Wen versucht die Notenbank gerade zu retten?

Quelle: Börsen-Zeitung (von Kai Johannsen)

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