Neue Westfälische (Bielefeld): Lustreise der Ergo-Versicherungsgruppe nach Budapest
Archivmeldung vom 20.05.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach außen ist die Sache klar. Die besten Verkäufer der in der Ergo aufgegangenen Hamburg-Mannheimer sollen richtig auf den Putz hauen können. Das haben sie sich verdient. Also ab in den Flieger nach Budapest und runter mit den Klamotten, frei nach dem Firmenmotto "Wir sind ganz anders" auf ein paar Schäferstündchen mit Freudenmädchen. Es lebe die Prämie.
Ein "Mordsspaß", so das offizielle Protokoll, für die verkaufsstarke Clique. Das macht man aber nicht! Auf Firmenkosten durch die Gegend fliegen und beischlafen ist strengstens verboten! Zumindest moralisch verwerflich. In jedem Fall aber hochnotpeinlich. Also wählt die Firma den logischsten Weg der Problembeseitigung: Abbitte leisten, 100 Vaterunser aufsagen und erklären, dass das nie hätte passieren dürfen und natürlich nie wieder passiert ist und natürlich nie wieder passieren wird. Großes Vertreter-Ehrenwort. Damit hebt sich Ergo von den jüngsten Lügenbaronen der Vergangenheit ab, die unlängst Titel und/oder Ämter niederlegen mussten, auch weil sie moralisch nicht mehr tragbar oder gar vertrauenswürdig waren. Und Vertrauen ist bei einer Versicherung das A und O. Das gewinnt man nach einem Betriebsunfall am besten mit Ehrlichkeit zurück. So ehrlich, dass es fast schon Selbstkasteiung ist: Wenn andere das machen, dürfen wir das trotzdem nicht machen! Also gut. Die Öffentlichkeit wird aller Voraussicht nach nicht mit einem Sturm der Entrüstung und von Kündigungen über Ergo herfallen. Sie wird (wenn sie männlich ist) grinsen oder (wenn sie weiblich ist) Gnade walten lassen. Der Name Ergo aber steht für einen Tag auf den Titelseiten. Dass Ergo "ganz anders" ist, wissen nun wesentlich mehr Menschen als noch vor kurzem. Nicht die schlechteste Marketingstrategie. Werden sich auch die 100 Budapest-Touristen denken.
Quelle: Neue Westfälische