Lausitzer Rundschau: Tätigkeit von Entwicklungshelfern wird gefährlicher
Archivmeldung vom 30.05.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer in Krisengebieten wie dem Kongo oder Afghanistan tätig ist, muss mit Gefahren für Leib und Leben rechnen. Das gilt für Bundeswehrsoldaten genauso wie für deutsche Entwicklungshelfer, wie die gestrige Entführung ausländischer Finanzexperten im Irak einmal mehr zeigt.
Während allerdings Militär
seit jeher ein klassisches Ziel von Angreifern jeglicher Art ist,
waren Ärzte, Landwirte oder Straßenbauer bisher weitgehend sicher.
Dass sich dies in den Jahren nach dem Ende des Kalten Krieges
änderte, hat mit der Vielzahl der danach wieder aufgebrochenen
regionalen Konflikte zu tun.
Die Hilfsorganisationen müssen sich aber auch über ihre eigenen
Vorgehensweisen Gedanken machen. Gilt gemeinhin der Grundsatz
strikter Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität, so wurde
dieses Prinzip mit dem Krieg in Afghanistan aufgeweicht.
Nichtstaatliche Organisationen wie die Deutsche Welthungerhilfe
beteiligten sich vor Ort auch an Hilfsprojekten, mit denen sich die
Regierung von Präsident Hamid Karsai schmückte. Der afghanischen
Mutter mag es egal sein, von wem das Brot kommt, mit dem sie ihre
Kinder ernährt. Die politischen Gegner Karsais und erst recht die mit
ihm verfeindeten Warlords und Taliban registrieren aber sehr wohl,
wer sich nicht mehr zwischen den Fronten bewegt, sondern auf eine
Seite schlägt. Was menschlich und politisch nachvollziehbar sein
kann, entwickelte sich für die Helfer zum Bumerang. Sie selbst wurden
zu Zielen.
Für die Nichtregierungs-Organisationen kann es angesichts dieser
Erfahrung nur heißen, zu ihren Wurzeln zurückzukehren.
Entwicklungshelfer können nicht die Welt retten, sie müssen keine
Kriegsverbrecher fangen und sollen nicht über Schuld oder Unschuld
richten. Sie können aber den Menschen helfen - mit Lebensmitteln und
Wasser, mit ärztlicher Versorgung oder mit dem Bau von Brunnen und
Straßen. Das können Welthungerhilfe und andere sehr gut und besser
als etwa die Bundeswehr.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau