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Westdeutsche Zeitung: Das Massaker von Bombay erschüttert die Welt

Archivmeldung vom 28.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist nicht das erste Mal, dass Indien von einem grauenhaften Terroranschlag erschüttert wird. Schon im März 1993 fanden 257 Menschen den Tod, als islamische Terroristen mit Bomben die Börse und Züge in Bombay angriffen.

Dennoch hat das jüngste Massaker eine neue Qualität: Ein koordiniertes Kommando-Unternehmen, dessen Opfer scheinbar wahllos mit Schnellfeuergewehren und Handgranaten niedergemetzelt werden. Und so wenig die Täter auf ihre eigenen Landsleute Rücksicht nehmen, so sehr richtet sich diese Aktion zugleich gegen Ausländer. Bewusst werden die Luxushotels zum Ziel, und auch das antiwestliche Ressentiment verhüllt sich kaum: Glaubt man Augenzeugen, suchten die Terroristen gezielt nach Amerikanern und Briten.

Der Terror in Indien hat gewiss auch eigene Wurzeln. Fast die Hälfte der Bevölkerung, rund 500 Millionen Menschen, lebt unterhalb der Armutsgrenze. Und die etwa 150 Millionen starke muslimische Minderheit ist in der Regel noch ärmer und hat kaum Zugang zu öffentlichen Ämtern. Zugleich aber hat sich der muslimische Terror internationalisiert, fühlt sich eingebettet in einen weltweiten "Dschihad", für den wir die Chiffre "El Kaida" gebrauchen, ohne tatsächlich etwas damit erklären zu können.

Der Krisenbogen reicht inzwischen vom russischen Kaukasus über Afghanistan, Irak und Pakistan bis Indien und strahlt schon in große Teile Chinas, Afrikas und des Pazifik aus. Dieser antiwestlich ideologisierte Terror speist sich aus tatsächlicher oder auch nur vermeintlicher Unterdrückung, und er erweitert sein Schlachtfeld - der Begriff ist auf eine perfide Art wörtlich zu nehmen - sogar auf die westlichen Metropolen, wie New York, London oder Madrid gezeigt haben.

Dem Terror ist nicht mit sozialpädagogischen Traktaten oder moralischen Appellen zu begegnen. Ohne staatliche Repression ist dieser Kampf nicht zu gewinnen. Doch wir wissen zugleich, dass Gewalt allein die Probleme nicht löst, sondern - bleibt sie einziges Mittel - oft genug das Ungeheuer nur aufs Neue gebiert. So fassungslos wir vor dem Blutbad in Bombay stehen - der Kampf gegen den Terror wird letztlich nicht mit Hightech-Waffen gewonnen, sondern durch mühsame Entwicklung vor Ort. Große Fortschritte dabei aber hat die Welt nicht gemacht.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Eberhard Fehre)

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