Neue OZ: Nicht ohne Ironie
Archivmeldung vom 27.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Afrika-Hilfe der G 8 klingt ein wenig generöser, als sie ist. Wenn die Zahlen auf den ersten Blick auch beeindrucken: Letztlich werden nationale, bereits angekündigte Summen addiert und nun als Gesamtpaket vermarktet. Ein erheblicher Teil firmiert zudem als Schuldenerlass. Der hilft zwar, umfasst aber in der Regel auch Beträge, die ohnehin verloren gewesen sein dürften. Der Verzicht darauf fällt leicht.
Trotzdem gibt es gute Ansätze. Ausbildung zu fördern und so in Menschen und nicht in Steine zu investieren gehört dazu. Auf diese Art zu helfen ist ehrlicher, als wenn örtliche Infrastrukturprojekte bezahlt werden. Bei letzterer Variante findet sich durchaus Eigennutz, fließt das Geld doch oftmals zurück, wenn Firmen der Geberländer Straßen bauen oder Waren liefern. Auf Ausbildung zu setzen kann es Ägypten und Tunesien dagegen erleichtern, zu einer selbst tragenden wirtschaftlichen Entwicklung zurückzufinden. Parallel zeigt es psychologisch, dass man dem anderen in Zukunft auf Augenhöhe begegnen und ihn im wörtlichen Sinne fördern will.
Eine gewisse Ironie findet sich allerdings auch. Ausschlaggebend für den Umsturz in beiden Ländern war ja gerade, dass hochgebildete junge Menschen keine Chance auf gesellschaftlichen Aufstieg und beruflichen Erfolg hatten. Wirklich hilfreich wären demnach die Senkung von Handelsschranken für Produkte aus der Region und geförderte Direktinvestitionen zum Aufbau von Arbeitsplätzen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)