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Börsen-Zeitung: Jubel sieht anders aus

Archivmeldung vom 26.07.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.07.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Es hat wahrscheinlich kaum jemand ernsthaft damit gerechnet, dass die Griechen bei ihrer Rückkehr an den Anleiheprimärmarkt von den Schlange stehenden Investoren jubelnd empfangen werden und dass der Deal damit praktisch ein Selbstläufer wird. Ebenso wenig rechnete man am Markt aber auch damit, dass sich der Bond-Deal als Flop entpuppen würde. Und genauso ist es denn auch gekommen. Den Hellenen ist der Sprung zurück auf das Bondparkett gelungen. Der Deal ist okay - wie man so sagt. Jubel sieht anders aus.

Dass die Transaktion so lief, wie sie denn lief, hatte verschiedene Gründe. Griechenland probte vor drei Jahren schon einmal das Comeback - mit einer fünfjährigen Anleihe über 3 Mrd. Euro - wie jetzt auch. Seinerzeit gab es eine Nachfrage von mehr als 20 Mrd. Euro - jetzt von gut 6,5 Mrd. Euro. Da kann man ablesen, was Jubel ist. In der Folgezeit waren die Hellenen wieder auf Euroretter Klaus Regling, Chef des Europäischen Stabilitätsmechanismus, und die Staatengemeinschaft angewiesen, sie konnten eben nicht aus eigenen Kräften am Markt bestehen. Das hat so mancher Investor nicht vergessen.

Laut Analysten hat Griechenland einen Schuldenberg von 326 Mrd. Euro oder rund 180% des Bruttoinlandsproduktes. Diese Last hat wahrscheinlich auch der eine oder andere Investor nicht übersehen. Und Griechenland wird mit "CCC" bzw. "Single-B minus" natürlich nicht zur ersten Ratingliga gezählt, sondern hat Noten, die ein hohes Investitionsrisiko bescheinigen. Das dürfen viele gar nicht kaufen, selbst wenn sie es wollten.

Damit qualifizieren sich die Anleihen aus Athen auch nicht für das Bond-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank, die ebenfalls nur im besseren Ratingbereich aktiv ist. Die EZB fällt somit als Käufer weg, sowohl jetzt am Primärmarkt als auch später am Sekundärmarkt. Das wissen natürlich auch Investoren, die noch kaufen könnten und vielleicht auch würden. Aber sie kaufen das Papier nicht mehr, weil bei einem Abrutschen des Preises der Titel nicht mehr an die EZB weiterverkauft werden kann.

Dieses Umfeld war Athen bekannt. Aber Athen wusste auch, dass der Deal kein Flop werden durfte. Dass den Griechen diese Wichtigkeit bewusst war, ließ sich an der Auswahl der Syndikatsbanken ablesen. Die sechs Häuser, darunter die Deutsche Bank, gehören in Europa in Sachen Platzierungsfähigkeit von Bondemissionen zur ersten Liga. Wenn der Bond überhaupt nicht unterzubringen gewesen wäre, hätten sie es den Griechen gesagt oder wären ausgestiegen, um einen Imageschaden von sich selbst abzuwenden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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