Neue OZ: Abschied von Symbolen des Aufstiegs
Archivmeldung vom 16.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKunst ist schick, repräsentativ, voller Prestige - und manchmal eben doch nur eine Ware wie jede andere. In Essen bewahrheitet sich das gerade auf ernüchternde und deshalb heilsame Weise. Der Konkursverwalter macht mit einer Kunstsammlung etwas zu Geld, was zur Konkursmasse gehört. So mitleidlos kann die Wirklichkeit sein - auch für Kunstwerke, die ihr scheinbar enthoben sind.
In Essen trennt man sich mit der Kunst auch von der Erinnerung an goldene Zeiten des Wirtschaftswunders. Nay, Schumacher, Zero: Die Essener Kollektion vereinigt, was den Aufbruch der westdeutschen Kunst nach 1945 ausgemacht hat. Viele der Bilder stehen für Schwung und Optimismus. Nun werden die sichtbaren Zeichen eines neuen Selbstbewusstseins verabschiedet. Auch das ist ein Symbol der Krise.
Die Kunstwelt wird die Veräußerung begrüßen. Werke von bester Qualität kommen wieder auf den Markt. Das eröffnet die Chance, Positionen der Tradition neu zu bewerten. Jetzt geht es jedoch nicht allein um Preise, sondern auch um die spannende Frage, ob sich Museen das eine oder andere Karstadt-Bild gönnen wollen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung