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WAZ: Segen und Fluch zugleich - Kommentar zu Lebensmittellieferungen durch Amazon und DHL

Archivmeldung vom 23.03.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Sollten Amazon und DHL bald tatsächlich im großen Stil Lebensmittel in Deutschland ausliefern, entstünde mehr als nur eine ernstzunehmende Konkurrenz für Edeka, Rewe und Co. Es ist gut möglich, dass die beiden Branchenriesen den klassischen Handel mit Obst, Gemüse, frischem Fleisch oder Tiefkühlkost revolutionieren. Denn sie verfügen über eine beachtliche Marktmacht, ausgefeilte Logistiknetzwerke und finanzielle Reserven.

Die Lieferung an die Haustür wird mehr und mehr alltäglich. Schon jetzt umfasst das Angebot von Amazon viele Waren des täglichen Bedarfs und reicht von Waschpulver bis zum Rasenmäher. Da liegt es nahe, neben Kaffee oder Konserven künftig auch frische Lebensmittel ins Sortiment zu nehmen. Nicht nur die junge Online-Generation, sondern auch Senioren, die eher selten das Haus verlassen, dürften lukrative Zielgruppen sein. Es ist weniger die Frage, ob der Onlinehandel mit Lebensmitteln ein großes Geschäft wird, sondern eher wie schnell.

Eine sichere Kühlkette ist allerdings für Amazon und DHL eine logistische Herausforderung und kostet Geld. Ohnehin tobt ein harter Wettbewerb um die Lebensmittelpreise. In einem noch stärkeren Verdrängungswettbewerb werden wohl vor allem kleine Händler bluten. Am Beispiel des Buchhandels lässt sich ablesen, mit welcher Vehemenz Amazon gewachsene Strukturen vor Ort zerschlagen kann. Bislang halten sich die etablierten Einzelhandelskonzerne im Online-Geschäft eher zurück. Mit dieser Strategie laufen sie Gefahr, dass ihnen Amazon und DHL irgendwann die Butter vom Brot nehmen.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots) von Ulf Meinke

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