Neues Deutschland: zu sinkenden Realeinkommen
Archivmeldung vom 27.08.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Realeinkommen von Geringverdienern in Deutschland sinken seit Jahren. Nichts Neues, möchte man meinen. Schließlich wird der freie Wettbewerb in einem »Hochlohnland« über die Personalkosten ausgetragen.
Vor allem im Dienstleistungsgewerbe heißt der marktwirtschaftliche Imperativ: Löhne drücken. Nun wurden in den letzten 15 Jahren viele vormals staatliche Dienstleistungen privatisiert. Egal, ob Post oder Telekom - der Staat verhökert seine Infrastruktur samt Personal. Spätestens im Zuge des Streits um einen Mindestlohn im Postgewerbe hätte jedem Befürworter deregulierter Märkte klar werden müssen, dass der freie Markt in vielen Sektoren eine Schimäre ist. Hier schaffen keine technischen Innovationen den Marktvorteil. Es sind die niedrigen Löhne, denen private Dienstleister ihre Konkurrenzfähigkeit zu verdanken haben. Die wahren Kosten werden der Gesellschaft in Rechnung gestellt. So spart der Postkunde vielleicht ein paar Cent beim Briefporto. Doch wenn der Angestellte eines privaten Postunternehmens seinen Niedriglohn mit staatlichen Leistungen aufbessern muss, zahlt der Kunde doppelt. Aber Niedriglöhne und Mini-Jobs haben noch einen weiteren, gleichfalls verheerenden Nebeneffekt - sie schwächen die Nachfrage. Wer wenig verdient, kann auch weniger konsumieren. Deutschland ist »Exportweltmeister«, auch weil die Binnennachfrage stagniert. So werden zugleich heimische Produkte in anderen Ländern vom Markt konkurriert.
Quelle: Neues Deutschland