Schluss mit den Nadelstichen
Archivmeldung vom 24.11.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.11.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie hiesigen Banken sind bei Aktieninvestoren schon seit Jahren nicht gut gelitten. Im Retailgeschäft traute man ihnen wegen der Omnipräsenz der Sparkassen und Kreditgenossen wenig zu. Im großvolumigeren Geschäft schienen ihnen zunehmend ausländische Konkurrenten den Rang abzulaufen, die sich oftmals auf ein starkes Geschäft in ihren Heimatmärkten stützen können. Deutsche Bank und Commerzbank leisteten ihren Beitrag zum schlechten Sentiment, indem sie ihre Restrukturierungsmaßnahmen viel zu lange hinauszögerten.
Eine Ausnahme stellt die Aareal Bank dar. Spezialisiert auf Teilmärkte der Immobilienfinanzierung, war sie gut in dem, was sie tat, und war entsprechend weniger vom Banken-Malus betroffen als ihre beiden großen Wettbewerber. Bis die Pandemie kam und das Institut, dessen gewerbliches Immobilienfinanzierungsportfolio von 27 Mrd. Euro fast vollständig aus Hotels, Büros und Einzelhandelsimmobilien besteht, schwer traf.
Zwar hat das Management trotz des Wechsels an der Spitze einen plausiblen Plan vorgelegt, wie es die noch immer nicht ausgestandene Krise bewältigen will. Trotzdem kommt das Angebot der Private-Equity-Investoren Centerbridge und Advent International zur rechten Zeit. Sowohl der Kursrutsch als auch die verbalen Nadelstiche der Aktivisten Petrus Advisers und Teleios haben deutlich gemacht, dass die Börsennotierung für das Spezialinstitut in diesen Tagen nicht die am besten geeignete Finanzierungsform ist. Die damit einhergehende Unruhe schafft unnötige Unsicherheit und bindet zu viele Kapazitäten, die besser für andere Themen aufgewendet würden.
Zu Recht betont der Aareal-Vorstand, dass er verpflichtet ist, das Übernahmeangebot ergebnisoffen zu prüfen, weil er dem Wohl der Gesellschaft mit allen ihren Stakeholdern verpflichtet ist. Mehrheitseigentümer, die genügend Finanzkraft und Geduld mitbringen, können dem Management die erforderliche Rückendeckung bieten, um das Geschäftsmodell auszubauen und auf eine breitere Basis zu stellen, so dass das Institut den nächsten externen Schock hoffentlich leichter wegstecken kann.
Kunden, Beschäftigten und den Fremdkapitalgebern der Aareal Bank ist zu wünschen, dass der Deal aufgeht. Das ist bei einer Mindestannahmequote von 70 % und einer Annahmeprämie von 35 % zwar kein Ding der Unmöglichkeit - aber auch kein Selbstläufer. Aktionäre, die auf mehr hoffen, sollten sich auch die Frage stellen, ob sie bei einem Platzen der Transaktion nicht ungleich schlechter fahren.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Anna Sleegers