Nur eine Verschnaufpause
Archivmeldung vom 01.11.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićRyanair vermeldet den ersten Quartalsgewinn seit Ausbruch der Corona-Pandemie, und auch Lufthansa wollte im zurückliegenden Quartal, über das morgen berichtet wird, zumindest auf Ebitda-Basis in den schwarzen Zahlen landen. Das sind nach den verheerenden Monaten, die hinter der Airline-Branche liegen, sicher erfreuliche Nachrichten für Unternehmen und Investoren, doch ein Ende der Krise ist damit noch längst nicht ausgemacht. Das zeigt allein der Blick in die nähere Zukunft: Ryanair hat gestern die Prognose für das Ergebnis im gesamten Geschäftsjahr, das im März 2022 endet, gesenkt.
Denn die niedrigen Preise, mit denen das Unternehmen auf Kundenfang geht, zehren ebenso am Gewinn wie die deutlich gestiegenen Ausgaben für Flugbenzin. Und die Lufthansa rechnet beim Flugangebot für das Gesamtjahr gerade mal mit 40 % der 2019er Kapazität.
Die Low-Cost-Carrier vermelden schon länger als die Netzwerk-Carrier eine Erholung ihres Geschäfts, waren doch Reisen auf Kurz- und Mittelstrecken viel schneller wieder möglich als Langstreckenflüge, die bis heute Reiserestriktionen unterliegen. Aber selbst Ryanair und Co. haben die Krise noch nicht abgeschüttelt. Das Vorkrisenniveau von 2019 ist in Angebot und Nachfrage noch nicht wieder erreicht, strenge Reiseregeln sorgen für zusätzliche Kosten und der stark gestiegene Ölpreis belastet Low-Cost-Carrier und Netzwerk-Airlines gleichermaßen - zumal immer mehr Unternehmen dazu übergehen, sich weniger gegen Treibstoffkostenschwankungen abzusichern. Das schlägt aktuell kräftig ins Kontor.
Mit einer durchschlagenden Erholung rechnet der irische Billig-Carrier erst im nächsten Jahr. Die Lufthansa glaubt, das Vorkrisen-Level erst mittelfristig erreichen zu können. Doch selbst wenn die Rückkehr in die Gewinnzone schneller gelingt als bisher erwartet, würde das den Unternehmen nur eine Verschnaufpause verschaffen. Denn die nächsten Herausforderungen für die Branche stehen bereits vor der Tür. Zum einen gilt es, die Schuldenberge, die etwa die Lufthansa im Laufe der vergangenen beiden Jahre aufgehäuft hat, wieder abzubauen und sich gleichzeitig die Innovationskraft zu bewahren. Letzteres ist umso wichtiger, weil der Druck auf die Fluggesellschaften wächst, ihr Geschäft nachhaltiger aufzustellen. Investitionen in neue, umweltfreundlichere Flugzeuge müssen ebenso gestemmt werden wie die Kosten, die durch die Neuordnung des Emissionshandels und die anderen von der EU in ihrem Klimapaket vorgesehenen Maßnahmen auf die Fluggesellschaften zukommen.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Lisa Schmelzer