Lausitzer Rundschau: Mann ohne Zukunft?
Archivmeldung vom 20.03.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEr war der strahlende Held, aus der bayerischen Provinz in die Hauptstadt geschickt, um nachzuweisen, dass die Union noch zukunftsfähig ist und mithalten kann in der Arena der Eitelkeiten, in der die Politik sonst chancenlos daneben steht, wenn die kurzlebigen Sternchen und großen Stars um Aufmerksamkeit buhlen.
Dann schlug der ferne Krieg in den Berliner Amtsstuben ein und aus Karl-Theodor zu Guttenberg wurde ein Fall von Schadensminimierung. Nach dem Auftritt seiner beiden wichtigsten früheren Mitstreiter im Verteidigungsministerium steht der Mann plötzlich da wie einer, dem der effektvolle Auftritt wichtiger sein könnte als die Wahrheitsliebe. Guttenberg hat den Rausschmiss des ranghöchsten Soldaten und eines Staatssekretärs mit Vorwürfen begründet, für die er den Beweis nicht antreten kann. Dass der junge Mann den ersten Härtetest nicht bestanden hat, muss niemanden überraschen. Ausgerechnet er steht als erster deutscher Politiker der Nachkriegszeit vor einem Leichenberg. Wenige Wochen im Amt wird er mit der grausamen Wirklichkeit eines Krieges überrascht, den sein Vorgänger durch Verschweigen überstehen wollte. Auf die Bomben von Kundus war er nicht vorbereitet und auch nicht darauf, dass in dem neuen Amt jeder Fehler weit größere Wirkung zeigt als anderswo. Wenn es um Leben und Tod geht, gibt es kein schnelles Verzeihen und Vergessen und auch keine Schonfristen. So wurde aus dem möglichen zukünftigen Kanzlerkandidaten in den vergangenen Tagen ein Minister auf Bewährung mit der wohl schwierigsten Aufgabe, die derzeit in Berlin zu vergeben ist. Guttenberg darf sich weitere Unklarheiten, weitere Zweifel an seinen Führungsqualitäten nicht leisten. Ein Mann mit großer Zukunft aber wird er nach Kundus nur noch, wenn er in ganz besonderer Weise sein Talent nachweist. Sollte er diesen Test bestehen und die Bundeswehr tatsächlich erfolgreich durch ihre schwerste Prüfung führen, dann war der Angriff in Kundus nicht der Anfang vom Ende. Wenn es allerdings so weitergeht mit seiner Amtsführung, wie es angefangen hat, dann wird die Geschichte vom Strahlemann ganz banal enden. Die Prüfung geht jetzt erst einmal weiter und die nächste Station ist sein eigener Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss.
Quelle: Lausitzer Rundschau