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WAZ: Streit um Kohlekraftwerke Acht neue Wolkenmaschinen

Archivmeldung vom 09.03.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.03.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Erst hatten wir den Hitzesommer 2003. Dann kam der Hurrikan Katrina. Es folgten diverse Katastrophenfilme sowie Al Gores Dokumentation "Eine unbequeme Wahrheit". Schließlich zeigte uns der Bericht des britischen Regierungsberaters Sir Nicolas Stern, wie teuer der Klimawandel wird. Und jüngst erschien der alarmierende UN-Weltklimabericht. Und nun haben die Krefelder die Nase voll.

Die Bürger wollen keine neuen Kohlekraftwerke vor ihrer Haustür. Sie haben Angst vor Feinstaub, Krebsrisiko, Kohlendioxid und überhaupt: der Klimawandel.
Acht neue Kohlekraftwerke sollen in den nächsten Jahren in NRW entstehen. Quer übers Land formieren sich bereits Bürgerinitiativen, die gegen diese "CO2-Schleudern" aktiv werden. Die Stimmung scheint zu kippen. Dazu passt, dass nach einer aktuellen Forsa-Umfrage die Mehrheit der Bundesbürger (57%) der Ansicht ist, dass die Politiker den Klimawandel nicht ernst genug nehmen würden.

Betrachtet man die Fakten, muss man den erzürnten Krefeldern Recht geben. In NRW wird bundesweit mit Abstand die größte Menge des klimaschädlichen Kohlendioxids in die Luft geblasen: 44 Prozent der deutschen Emissionen. Schuld daran sind vor allem die Kohlekraftwerke im Lande. Dabei geht über die Hälfte der eingesetzten Energie als Abwärme verloren. Nur 35 bis 45 Prozent der verfeuerten Energie wird in Strom umgewandelt. Der Rest geht über die Kühltürme die Luft. Damit ist ein Kohlekraftwerk eher eine Wolkenmaschine, die nebenbei auch Strom erzeugt.

Doch was sind die Alternativen? Braunkohle? Zu schmutzig. Atomkraft? Zu teuer, zu riskant. Gas? Kommt aus Russland. Wind? Sonne? Erdwärme? Biomasse? Wasser? Das ist die Zukunft. Doch soweit sind wir noch nicht. Nach Meinung von Experten könnten im Stromsektor frühestens ab 2030 erneuerbare Energiequellen einen Anteil von 30 Prozent erreichen. Diese Zeit muss die Energiewirtschaft möglichst umweltschonend überbrücken. Bis dahin benötigen wir also noch die modernste Kraftwerkstechnik, die zur Verfügung steht.

Zugleich aber muss massiv in die Entwicklung und den Ausbau der erneuerbaren Energiequellen investiert werden. Denn halten wir an der Kohleverstromung auf Dauer fest, wird Deutschland die Klimaziele nie erreichen können. Deshalb ist es wichtig, dass die Atmosphäre nicht länger kostenlos verschmutzt werden darf. Nur so können die Kraftwerksbetreiber gezwungen werden, bald umzusteuern.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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