Mittelbayerische Zeitung: Wer profitiert?
Archivmeldung vom 28.06.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs war ein wenig still geworden um die Olympiagegner, die mit dem erbitterten Kampf der Garmischer Grundstücksbesitzer gegen die Großveranstaltung auf ihren Weiden so lange die Schlagzeilen beherrscht hatten. Lange hatte es so ausgesehen, als seien sie in der Mehrheit, dann kam der Volksentscheid, und klar war: Sie sind es nicht.
58,07 Prozent der Garmischer Bürger wollen die Spiele. Da sieht es fast nach billigem Nachtreten aus, wenn die Organisatoren des Widerstands nun, so kurz vor der endgültigen Entscheidung, ein Gutachten vorlegen, das die Rechtmäßigkeit der IOC-Verträge anzweifelt. Doch die Thesen des Regensburger Rechtswissenschaftlers Gerrit Manssen als kleinkarierte Besserwisserei abzutun, wäre falsch, denn sie machen zwei Dinge deutlich: Sie zeigen erstens, dass es noch eine ganze Reihe Menschen gibt, die die Olympischen Spiele als Bedrohung empfinden: für die Natur, für die kommunalen Haushalte und eben auch für den Rechtsstaat. Wenn rechtswidrige Verträge unterschrieben werden können, ohne dass zuständige Kontrollinstanzen einschreiten, läuft etwas grundlegend falsch. Berechtigt ist die Frage, wer davon profitiert. Und zweitens wirft das Gutachten einen beunruhigenden Blick hinter die Kulissen der Instanz, die das bedeutendste Sportereignis der Welt koordiniert: Es ist dringend an der Zeit, die Maßstäbe einer Organisation zu hinterfragen, die ihren Partnern solche Verträge diktiert.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots)