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Börsen-Zeitung: Glücksschweine im Anmarsch

Archivmeldung vom 10.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Inmitten des Sauwetters an den Weltbörsen eine vielleicht gute Nachricht: In China sind wieder mehr Schweine unterwegs. Das dürfte zur Dämpfung des Lebensmittelpreisauftriebs in der zweitgrößten Volkswirtschaft beitragen, könnte Chinas Zentralbank davon abhalten, weiter auf die Bremse zu treten, und die Chancen erhöhen, dass Chinas Wirtschaftslenker Gefallen daran finden, als weltweite Konjunkturlokomotive wieder mehr Dampf zu machen. Bringt ein chinesischer Schweinezyklus die glückliche Wende? Das klingt verrückter, als es ist.

Chinas Inflationsrate ging im Juli mit 6,5% auf den höchsten Stand seit gut drei Jahren. Dahinter steht vor allem der ungebrochen kräftige Preisanstieg der Lebensmittel von zuletzt 14,8%. Der wiederum wird nicht unwesentlich von den Preisen für Schweinefleisch bestimmt, neben Reis der wichtigste Faktor für die Nahrungsmittelversorgung im bevölkerungsreichsten Land der Erde.

Seit Juli letzten Jahres haben die Schweinefleischpreise um 57% angezogen. Das trägt sage und schreibe 1,5 Prozentpunkte zur laufenden chinesischen Teuerungsrate bei und ist mitverantwortlich dafür, dass die Inflationsbekämpfung den Spitzenplatz im wirtschaftspolitischen Zielkatalog zugewiesen bekam. Die Nachricht, dass Chinas Schweinezüchter mittlerweile die "Produktion" erfolgreich ankurbeln konnten, lässt auf eine Angebotsmehrung hoffen, die rasch auf die Preise für Schweinefleisch einwirkt. In Verbindung mit anderen Faktoren wie Ölpreise gehen Analysten nun sogar davon aus, dass die Inflationsrate bis Jahresende wieder auf einen zielkonformen Trend bei 4% einschwenkt.

Für die People's Bank of China gibt es damit gute Gründe, eine Verschnaufpause einzulegen. Nicht nur weil in der angegriffenen globalen Marktverfassung ein weiteres Bremsmanöver ein verheerendes Signal wäre, sondern auch, weil der innenpolitische Druck nachlässt, offensiv auf das für soziale Spannungen sorgende Teuerungsproblem einzuwirken.

Vom chinesischen Staatsrat könnte die Losung kommen, dass man statt der Versuche, die Wirtschaft behutsam herabzukühlen, nun eher wieder auf eine vorsichtige Stimulierung der Nachfrage setzt. Dazu würde man nicht gleich eine geldpolitische Wende ausrufen, sondern fiskalische Mittel wirken lassen. Nach den Hiobsbotschaften aus USA und Europa ist die Hoffnung, dass Chinas Wirtschaft "quieklebendig" gehalten wird, eine Chance, das negative Sentiment zu durchbrechen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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