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LVZ: zur Islamkonferenz

Archivmeldung vom 03.05.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Von der ersten Islamkonferenz im September ist vor allem der anschließende Besuch der umstrittenen Idomeneo-Oper in Erinnerung geblieben. Die vorgeführte gute Laune widersprach schon damals der Wirklichkeit. So freimütig sich einige Muslime den enthaupteten Propheten Mohammed auch ansahen - innerhalb der Konferenz reicht die Toleranz oft nicht bis zum Tischnachbarn.

Dies ist wenig überraschend, sondern nur logisch, wenn eine Hand voll Auserwählter rund 3,4 Millionen Muslime in Deutschland vertreten soll. Eine Gruppe, die aus den unterschiedlichsten Regionen der islamischen Welt stammt.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat Hardliner, Liberale, Feministinnen, Säkulare, Sunniten, Aleviten und Schiiten zum Dialog versammelt. Da ist Zoff eine zwingende, im besten Fall konstruktive Begleiterscheinung. Der mit Morddrohungen konfrontierten Frauenrechtlerin Seyran Ates stehen die Haare zu Berge, wenn der Vorsitzende des Islamrates getrennten Sportunterricht für Jungen und Mädchen will. Andererseits betrachten es Fundamentalisten als Affront, dass sie sich mit Islamkritikerinnen an einen Tisch setzen und ihre Positionen diskutieren müssen.
An diesem schmerzhaften Prozess führt jedoch kein Weg vorbei. Die Teilnehmer sollten den harten Meinungsaustausch als Chance begreifen, um dem Islam ein modernes Gesicht zu geben - fernab von Parallelwelten und Terrorgeneralverdacht. Dazu gehört mehr Transparenz ebenso wie die praktizierte Gleichberechtigung von Frau und Mann. Wer lediglich den Status als staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft anstrebt, schlägt auf sträfliche Weise Integrationsmöglichkeiten aus. Mit ihrer Forderung nach dem einen Ansprechpartner hat die Bundesregierung dieses Bestreben leider unterstützt. Es gibt aber nicht den deutschen Islam; damit muss man sich abfinden - auch, wenn es die Kommunikation erschwert. Konservative Dachverbände haben sich mit dem Ziel der Gleichstellung zum Koordinationsrat der Muslime (KRM) zusammengeschlossen, gleich der erste Vorschlag ging daneben:
Die Befreiung muslimischer Mädchen vom Schwimmunterricht gehört nicht zu den drängensten Problemen. Bildung, Berufschancen, ein besseres Miteinander, gesellschaftliche Teilhabe der Muslime, die über eine Mitgliedschaft im Fußballklub hinaus geht. Das sind die Fragen, mit denen sich die Konferenz beschäftigen muss. Eine Diskriminierung von Muslimen findet nicht wie von der KRM behauptet statt, weil es keinen flächendeckenden islamischen Religionsunterricht in Deutschland gibt.
Eine Diskriminierung muslimischer Kinder findet häufig statt, weil diese erwiesenermaßen von dem stark und früh sondierenden Schulsystem benachteiligt werden. Doppelt schlechte Karten haben Kinder, deren Eltern sie zusätzlich behindern - etwa weil sie nach einem halben Leben in Deutschland immer noch nicht die Landessprache beherrschen. Diese Muslime brauchen eine deutliche Aussage von der Islamkonferenz - die gerade aufgrund ihrer Vielfalt ein Sprachrohr mit großem Resonanzboden sein könnte.

Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung

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