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Börsen-Zeitung: Im Rampenlicht

Archivmeldung vom 22.10.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.10.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Während das breite Börsenpublikum ProSiebenSat.1 seit langem die kalte Schulter zeigt, tritt das Unternehmen bei strategischen Investoren immer stärker ins Rampenlicht. Nach dem überraschenden Einstieg des italienischen Konkurrenten Mediaset, der sich im Mai mit knapp 10 Prozent im Kapital der Mediengruppe breitgemacht hat, hat nun der tschechische Investor Daniel Kretinsky zugegriffen.

Wo das Gros der Anleger vor allem sinkende Umsätze und Gewinne stören, setzen die Strategen auf die Chancen einer Transformation, bei der sie früh und außerdem preiswert dabei sein können: Schließlich hat die ProSieben-Aktie nochmals die Hälfte an Wert verloren, seitdem Max Conze als CEO angeheuert wurde, um das Steuer herumzureißen.

Das Misstrauen der Anleger kommt indes nicht von ungefähr. Denn die strukturellen Herausforderungen im deutschen Fernsehmarkt, wo sich die Geschäftsmodelle weitgehend auf reichweitenstarkes Free-TV und entsprechende Werbefinanzierung gründen, sind schon länger bekannt. Die Angreifer heißen Netflix, Amazon Prime und Co. Sie haben mit einem vielfältigen zielgruppengerechten Programm an Pay-TV(-Serien) eine unumkehrbare Fragmentierung des Marktes eingeläutet, der sich die hiesigen Sender beugen müssen. Mit dem Aufbau eigener Plattformen als Gegengewicht zu den US-Anbietern, um Zuschauer und Werbeeinnahmen zurückzugewinnen, hat sich die Branche insgesamt schwer getan. Alleingänge einzelner Sender erwiesen sich als Rohrkrepierer oder gewannen nicht die nötige kritische Größe.

Die von ProSiebenSat.1 selbst initiierte Streaming-Plattform Joyn kommt in Zusammenarbeit mit ARD und ZDF als so etwas wie ein größerer gemeinsamer Wurf daher. Ihr Erfolg misst sich bisher jedoch nur in Clicks, nicht in nennenswerten Erträgen, zumal das Angebot vorläufig kostenlos ist. Die bezahlte Premium-Variante soll erst in Kürze starten. Für den Erfolg setzt das Unternehmen unter anderem auf Eigenproduktionen mit Lokalkolorit. Auch wenn dies der richtige Weg sein sollte, ist das Schritttempo bisher recht langsam, wie das Zahlenwerk zeigt. Das klassische Werbegeschäft machte im Halbjahr noch immer die Hälfte vom Umsatz und zwei Drittel vom operativen Ergebnis aus.

Derweil schläft die Konkurrenz nicht und neben Apple als Nischenplayer bläst vor allem mit Disney ein inhaltlich und finanziell stark aufgestellter Player zum Angriff im Streaming-Markt. Der ProSieben-Vorstand muss aufpassen, dass ihm nicht die Zeit davon läuft.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Heidi Rohde

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