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Umbuchung im Vorstand

Archivmeldung vom 08.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Als Tui im März vor zwei Jahren Birgit Conix zur Finanzchefin berief, war die Welt für den Touristikkonzern noch größtenteils in Ordnung. Das Unternehmen schickte sich an, im vierten Geschäftsjahr in Folge ein prozentual zweistelliges Gewinnwachstum zu erreichen. Dass mit Conix, die als CFO beim belgischen Telekomunternehmen Telenet arbeitete und zuvor auch für Heineken sowie Johnson & Johnson tätig war, im Herbst 2018 eine Branchenfremde das Finanzressort in Hannover übernehmen sollte, erschien keinesfalls bedenklich.

Der seit 2013 von dem früheren Vodafone-Deutschlandchef Friedrich Joussen geführte Reisekonzern freute sich über gute Sommerbuchungen, über seinen Wandel zum Entwickler, Investor und Betreiber von Hotels und Kreuzfahrten und arbeitete an seiner digitalen Neuausrichtung.

Gereizt habe sie die "spannende Transformationsstrategie der Tui", erklärte die neue Finanzchefin nach ihrem Antritt. Wenig später folgte im Zuge des schwierigen Veranstaltergeschäfts die erste und Ende März 2019 aufgrund des weltweiten Flugverbots für Boeing-737-Max-Maschinen die zweite Gewinnwarnung seit der Fusion der Tui mit der Reisetochter Tui Travel Ende 2014. Zeit zum Einarbeiten in die nicht triviale Touristikwelt und in ein Unternehmen mit vielen verschiedenen Geschäftseinheiten blieb Conix nicht. Für sie wurde rasch und unerwartet Krisenmanagement zur vordringlichen Aufgabe - erst recht mit Ausbreitung der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden weitgehenden Einstellung des Reisegeschäfts.

Erwartungen an die Aufgaben und Erfahrungen im Job klafften schnell immer weiter auseinander: Nun, nachdem die Liquidität infolge zweier staatlicher Stabilisierungspakete mit Finanzhilfen von insgesamt rund 3 Mrd. Euro vorläufig gesichert zu sein scheint, zieht die im Konzern fachlich wie menschlich offenbar sehr geschätzte Finanzchefin einen Schlussstrich. Mit Sebastian Ebel folgt ihr ein langjähriger Konzernkenner mit Finanzexpertise und operativen Managementerfahrungen. Lange einarbeiten muss sich der künftige CFO nicht, was für die Tui von Belang ist. Neben weiteren Kostensenkungen stehen vor allem Mittelsicherung und Bilanzstärkung auf der Agenda.

Auch die weiteren Personalentscheidungen beim aktuellen Umbau der Führung zeigen, dass der Konzern jetzt vor allem auf Kenntnisse des Unternehmens und der Branche setzt. Zugleich erhalten Manager der nächsten Generation die Chance, größere Verantwortung zu übernehmen und sich zu empfehlen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Carsten Steevens

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