Rheinische Post: Euro-Webfehler
Archivmeldung vom 08.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKurz beherrschte der Abschied von Köhler und Kopfpauschale die Bundesregierung. Ihr größtes Problem aber bleibt der Euro. Leichtfertiges Gerede im Nicht-Euro-Land Ungarn reichte schon aus, um den Euro unter 1,20 Dollar stürzen zu lassen. Das Problem dabei ist nicht der Kurs selbst, der freut deutsche Exporteure. Das Problem ist das Tempo des Sturzes.
Und so erläuterte Finanzminister Schäuble gestern nicht sein Sparpaket, sondern reiste zu einem neuen EU-Treffen, um Details des 750-Milliarden-Hilfspaketes festzuzurren. Dieses war nötig, um eine ungeordnete Pleite Griechenlands samt Domino-Effekt zu verhindern. Doch dabei kann es nicht bleiben. Um eine Wiederholung des Athener Dramas zu verhindern, muss die Euro-Zone rasch ein Insolvenzrecht für Staaten etablieren. Es geht nicht, dass Investoren hohe Zinsen auf Staatsanleihen kassieren, im Ernstfall aber kein Risiko tragen, weil der Steuerzahler sie herauspaukt. Das weiß Schäuble. Doch die Chance, dass er sich durchsetzt, ist gering. Nicht nur die Wirtschaftskraft der Euro-Länder ist (zu) unterschiedlich, auch die Stabilitätskultur. Laut Umfrage von gestern hat jeder vierte Deutsche Angst vor Inflation, aber nur jeder 50. Spanier. Das sagt viel über den Webfehler der Währungsunion.
Quelle. Rheinische Post