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Neue OZ: Treue an der falschen Stelle

Archivmeldung vom 23.02.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Gemessen am Farbenspiel seiner Uniformen gleicht Libyens Diktator Muammar Al-Gaddafi einem Chamäleon. Aber in einem ist sich der Welt dienstältester Machthaber immer treu geblieben: als der Gewaltherrscher, in den er sich nach seinem Putsch 1969 verwandelt hat.

Wehe den Libyern, die sich jemals seiner Anmaßung widersetzt haben. Wehe den Arglosen, die in Europa abgeschlachtet wurden, als Gaddafi Terroristen-Sponsor war. Wehe den afrikanischen Flüchtlingen, die auf ihrem Weg in die EU oder aus europäischer Abschiebehaft seinen Schergen in die Hände fielen.

Wie peinlich also, dass sich Europas Umgang mit Gaddafi so oft und so radikal gewandelt hat. Klar, als Terroristen-Freund war er schlecht gelitten. Aber seit er den musterknabenhaften Energielieferanten mimt und afrikanische Wirtschaftsflüchtlinge von Europa fernhält, kann er sich vor Ehr-Bekundungen, Berlusconi-Umarmungen und Euros kaum retten. Selbst ein Partnerschaftsabkommen stellte ihm die EU zuletzt in Aussicht.

Sie hat den Ägypter Husni Mubarak als Wahrer der Friedhofsruhe gehätschelt; für Gaddafi gilt das erst recht. Das macht die Lage jetzt so schwierig. Driftet Libyen in einen Krieg zwischen Ost und West, der womöglich schon begonnen hat, und verliert Gaddafi die Macht, dann bleibt der EU nichts: keine Kontakte, keine Konzepte und nach Jahrzehnten erbärmlicher Menschenrechtspolitik auch keine Glaubwürdigkeit.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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