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Ein Jahr zum vergessen

Archivmeldung vom 06.05.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.05.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Henkels ungeschminktes Nettoergebnis 2022 wird ein klägliches Bild abgeben. Soviel steht jetzt schon fest. Der Konzern wird eine Menge Lasten in dieses Geschäftsjahr packen: Die Zusammenlegung der Markenartikel-Sparten kostet 350 Mill. Euro, die Wertberichtigung für die Aufgabe der russischen Geschäfte dürfte sich - ohne dass sich der Vorstand bislang festlegt - schätzungsweise auf einen saftigen dreistelligen Millionenbetrag belaufen und die Mehrkosten von 2 Mrd. Euro für Materialien und Rohstoffe werden sich zumindest in Teilen auf das Ergebnis niederschlagen. Erstmals seit Jahrzehnten werden sich die Gremien mit der Frage einer Dividendenkürzung auseinandersetzen müssen.

Für Henkel kommt es gerade knüppeldick: In Russland war der Konzern mit knapp 5 Prozent des Konzernumsatzes bislang stärker vertreten als die Konkurrenz. Bei den dramatisch gestiegenen Materialkosten gelang es Henkel nicht so gut wie anderen, die höheren Preise weiterzugeben. Mit Mengeneinbußen im ersten Quartal von um die 5 Prozent im Markenartikelgeschäft lagen die Düsseldorfer weit hinter Wettbewerbern wie Procter & Gamble oder Unilever zurück.

An das Jahr 2022 wird die Henkel-Führung möglichst schnell einen Haken machen wollen, verbunden mit der Hoffnung, dass es vom kommenden Jahr an wieder steil aufwärts geht. Doch das dürfte mühsam werden, denn die strukturellen Schwächen eines Teils des Markenartikel-Portfolios versucht Henkel nach und nach abzuarbeiten. Das wird dauern. Die Äußerungen des Vorstands bei der Präsentation der Details zur im Januar angekündigten Zusammenlegung der Konsumentengeschäfte lassen erahnen, wohin die Reise geht.

Da sich der Konzern auch im Vergleich mit Wettbewerbern beim organischen Wachstum der Markenartikel-Geschäfte derzeit so schwer tut, liegt es nahe, dass Henkel mittels M&A die Misere hinter sich lassen will. Ein Zu­kauf einer neuen, vielleicht be­nachbarten Produktkategorie könnte wie ein Befreiungsschlag wirken - wenn Henkel die Balance zwischen strategischem Fit und nicht völlig überhöhtem Preis gelingt. Und das ist bei dem offensichtlichen Handlungsdruck gar nicht so einfach.

Zudem wird sich in den kommenden Quartalen zeigen müssen, ob Henkel dieses Mal endlich die richtige Auswahl beim Führungspersonal getroffen hat. Wolfgang König, der die künftige Sparte Consumer Brands leiten soll und derzeit schon Beauty Care verantwortet, ist bei Henkel der vierte Kosmetikchef in sechs Jahren.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Antje Kullrich

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