Neue OZ: Keine Zeit zum Trauern
Archivmeldung vom 15.02.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAugen zu und durch: Der tragische Unfalltod von Nodar Kumaritaschwili hat Olympia nicht aus der Spur gebracht. Eine Schweigeminute gab's für den jungen Georgier, Fahnen hingen auf halbmast. Für echte Trauerarbeit blieb keine Zeit, das Programm im Zeichen der Ringe musste durchgepeitscht werden.
Weder Boykotte, Tragödien noch schwere Unfälle haben Olympia bremsen können. Der Satz vom damaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage nach dem Terroranschlag von München 1972 ist in Stein gemeißelt: "The Games must go on", koste es, was es wolle. Einzelschicksale zählen nicht. Keine 24 Stunden, nachdem der Eiskanal von Whistler zur Todesbahn geworden war, rasten die Rodler wieder zu Tal.
Das IOC muss aufpassen, dass das Maß nicht verloren geht. Wie es scheint, wird nach dem Prinzip "Spektakel vor Sicherheit" verfahren. Das trifft nicht nur auf das Rodeln zu, sondern gilt auch für alle anderen Highspeed-Disziplinen auf Schnee und Eis. Es kommt auf Rasanz und Fernseh-Tauglichkeit an. Nicht zufällig haben in den letzten Jahren Freestyle, Skeleton, Shorttrack und Snowboard in der Halfpipe das olympische Programm erobert.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Kumaritaschwilis Tod den Spielen ein wenig die Geschwindigkeit nimmt, ist eher gering.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung