Rheinische Post: Syriens Irakisierung
Archivmeldung vom 01.10.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit Monaten führt das Regime von Syriens Diktator Assad einen grausamen Krieg gegen das eigene Volk. Gegen überwiegend unbewaffnete und friedliche Demonstranten werden Artillerie, Panzer und sogar die Luftwaffe eingesetzt. Mindestens 2700 Tote hat es bereits gegeben. Doch die Brutalität eines Diktators, der mit dem Rücken zur Wand steht, hat die Proteste nicht brechen können.
Jetzt droht die nächste Stufe der Eskalation. Die Aufrührer beginnen, mit Waffengewalt zurückzuschlagen. Syrien schliddert offenbar unaufhaltsam in einen Bürgerkrieg. Ähnlich war es in Libyen, doch Syrien droht ein ungleich schlimmeres Schicksal. Zum einen ist nicht damit zu rechnen, dass von außen militärisch eingegriffen wird, wie es gegen Gaddafi der Fall gewesen ist. Nicht einmal zu Sanktionen sieht sich die Uno in der Lage. Zum anderen bietet die religiös extrem zerklüftete syrische Gesellschaft vor dem Hintergrund des Schismas zwischen Sunniten und Schiiten den Nährboden für einen Krieg aller gegen aller. In Syrien droht kein zweites Libyen, es droht ein zweiter Irak. Damit ist auch schon alles gesagt über das Risikopotenzial für die ganze Region. Ein Bürgerkrieg im Reich des mit dem Iran verbündeten Assad könnte sich zum Flächenbrand in Nahost entwickeln.
Quelle: Rheinische Post (ots)