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Leipziger volkszeitung zur Automesse in Zeiten der Krise

Archivmeldung vom 11.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Brot und Spiele waren gestern, jetzt ist Schmalhans Küchenmeister. Dass es für die Automobilindustrie seit geraumer Zeit nicht mehr so rosig aussieht wie binnen Jahresfrist, weiß mittlerweile wohl auch der letzte Ignorant.

Dass jetzt aber auch die jährlich mit viel Pomp aufgesattelten Zugpferde der Branche dran glauben müssen, ist einigermaßen neu. Es zeigt, wie schlimm es wirklich um die Autobauer stehen muss. So hat sich mit Honda bereits der erste große Hersteller aus Kostengründen aus dem Formel-1-Zirkus verabschiedet. So soll aufgrund der Wirtschaftkrise der renommierte Automobilpreis Goldenes Lenkrad im kommenden Jahr nicht mehr im Rahmen einer teuren Gala verliehen werden. Und last but not least wird der Rotstift jetzt auch bei den einst mit viel Glamour inszenierten Leistungsschauen der Autobauer, den Messen, angesetzt. Eigentlich müsste man in Krisenzeiten erst recht Flagge zeigen. Modellfeuerwerke zünden und Autoschauen als eine Art Treibhaus des Optimismus ansehen. Aber die schmaler gewordenen PR-Säckel lassen es offenbar nicht zu. Schon gar nicht auf einer zwar feinen, aber eben auch kleinen Messe wie der Leipziger AMI. Absagen von Marken mit geringem Marktanteil in Deutschland sind die ersten Zeichen. Auch auf der Los Angeles Autoshow, die sich gerade daran machte, den heruntergekommenen Messeplatz Detroit mit sonnig-kalifornischem Charme auszustechen, war es im November bereits recht still und nüchtern geworden. Viele fragen sich, wie im Januar die traditionelle große Hausmesse der US-Hersteller in Detroit nach den Absagen von Nissan, Mitsubishi, Land Rover, Rolls-Royce und Suzuki noch automobile Zeichen setzen will. Dass in diesem Umfeld die AMI die Klippen eines zuletzt katastrophalen Autojahres nicht ohne Blessuren umschiffen wird, sollte auf der Hand liegen. Zumal die Prognosen für 2009 kaum Besserung verheißen. Um der hiesigen Branchenkonjunktur überhaupt noch Impulse zu geben, ist die Politik gefordert. Die bisherigen staatlichen Maßnahmen mit KFZ-Steuerbefreiungen von maximal zwei Jahren reichen nicht. Eine Abwrackprämie und rasche KFZ-Steuerreform auf CO2-Basis sollten den Tausch wenig umweltfreundlicher Wagen auf Fahrzeuge mit geringeren Emissionen sofort ankurbeln. Messen können zwar keine Märkte machen, wohl aber diese und jene Kaufentscheidungen in der Folge beflügeln. Dies allerdings nur, wenn potenzielle Kunden auch wissen, wo es langgeht.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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