Finanzpolitik: Das steckt hinter der Erneuerung der SPD
Archivmeldung vom 24.12.2019
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Freigeschaltet durch André OttDie SPD steckt zurzeit in der tiefsten Krise ihrer mehr als 150jährigen Geschichte. Um einem weiteren Verfall zu entgehen, hat die Partei vor wenigen Wochen einmal mehr das Führungspersonal ausgetauscht, eine „Erneuerung“ versprochen und den „Aufbruch“ in die Zukunft verkündet.
Ganz offensichtlich ist die neue Parteispitze zurzeit bemüht, sich von
Maßnahmen der Vergangenheit wie der Agenda 2010 zu distanzieren und sich
ein sozial-reformerisches Image zugunsten der arbeitenden Bevölkerung
zu geben. Dabei stellt sie sich gern als Gegner gieriger Großinvestoren
und Spekulanten und als Befürworterin größerer Transparenz im
Finanzsystem dar.
Wie es tatsächlich um diesen vermeintlichen Kurswechsel bestellt ist,
zeigt unter anderem ein Regierungsbeschluss, der von der breiten
Öffentlichkeit so gut wie nicht beachtet wurde.
Mitte November nahm der Bundestag ein „Gesetz zur weiteren steuerlichen
Förderung der Elektromobilität und zur Änderung weiterer steuerlicher
Vorschriften“ an, das auf einem Entwurf des vom SPD-Mann Olaf Scholz
geführten Bundesfinanzministeriums basiert.
Unter die Änderungen fällt unter anderem der Paragraph 21 a des
Finanzverwaltungsgesetzes, das die Sitzungen zwischen Bundes- und
Landesfinanzbehörden regelt. Hier hat das Finanzministerium folgende
zwei Sätze eingefügt: „Die Vertraulichkeit der Sitzungen ist zu wahren,
wenn nicht im Einzelfall einstimmig etwas anderes beschlossen wurde. Für
Beratungen im schriftlichen Verfahren gilt Entsprechendes.“
Um die Bedeutung dieser Sätze zu verstehen, muss man Folgendes wissen:
Die Vertreter von Bundes- und Landesfinanzbehörden tauschen sich
regelmäßig über Entwicklungen im Finanzbereich aus, um so eine
bundeseinheitliche Vorgehensweise abzustimmen.
Dabei ging es in der jüngeren Vergangenheit unter anderem um den
Cum-Ex-Skandal, den größten Steuerraub in der deutschen Geschichte, bei
dem Großinvestoren sich Steuern zurückzahlen ließen, die sie nie gezahlt
hatten. (mehr zum Thema Cum Ex)
Bisher bestand die Möglichkeit, die Herausgabe von Protokollen oder
anderen Unterlagen dieser Sitzungen juristisch zu erzwingen. Damit ist
jetzt Schluss: Mit der neuen Regelung wird eine gesetzliche Grundlage
für deren Geheimhaltung geschaffen.
Das SPD-geführte Finanzministerium hilft also mit, einen letzten Rest Transparenz im Bereich der Finanzpolitik zu beseitigen, den Weg für noch mehr Hinterzimmerpolitik zu ebnen und kriminelle Spekulation noch besser vor den Augen der Öffentlichkeit abzuschirmen. Es handelt sich dabei übrigens nicht um das einzige SPD-Täuschungsmanöver der jüngeren Vergangenheit: Sieht man sich den von ihrer neuen Führung als Schlag gegen die Spekulanten ausgegebenen Entwurf für eine neue Finanztransaktionssteuer genauer an, dann stellt man fest, dass er den größten Spekulationsbereich, nämlich den der Derivate, sorgfältig ausnimmt. (mehr zum Thema Derivate)...weiterlesen hier: https://kenfm.de/tagesdosis-23-12-201...
Quelle: KenFM von Ernst Wolff